Die Besten und die Schlechtesten

Anbei die Bücher und Filme, die uns dieses Jahr am besten oder gar nicht gefallen haben – unabhängig vom Veröffentlichungsjahr.

Am besten gefallen hat im Bereich Buch:

Fünf Winter von James Krestel – Eine absolut mega klasse Mischung aus Krimi, Thriller und historischem Roman. Ein Polizist sucht kurz vor dem Angriff Japans auf Pearl Harbour nach dem Mörder eines Liebespaars. Die Frau war Japanerin. Von Hawaii über Hong Kong bis nach Japan reicht die spannende Handlung.

Dreh dich nicht um von Carl Denning. Susan Gants achter Fall ist eine Mischung aus spannendem Krimi und Horrorroman. Auf einer Insel vor der Provinz Quebec geschehen unheimliche Morde. Von Anfang bis Ende gruselige Unterhaltung, die einem nicht loslässt.

Dunkle Strömung von Frances Fyfield. Eine wunderbare und gleichzeitig sehr spannende Geschichte um einen Mann, der in einem kleinen englischen Ort den Mord an einem Jungen lösen möchte. Unter Verdacht steht seine ehemalige Freundin, die er seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Super Schreibstil, gelungene Charaktere und eine sehr dichte und mysteriöse Atmosphäre.

Nicht gefallen hat im Bereich Buch:

Das Bild von Stephen King. Ehrlich gesagt, habe ich bisher noch nie einen so schlecht konzipierten Roman gelesen. Um es kurz zu machen: Der Roman taugt hinten und vorne nichts. Kein Wunder, dass King der Roman ebenfalls nicht gefällt.

Schneeblind von Ragnar Jonasson. In einem abgelegenen isländischen Ort kommt es zu einem Mord an einem bekannten Schriftsteller. Jonasson entwarf so etwas wie Agatha Christie für Arme, wobei es nur so vor Ungereimtheiten wimmelt. Zudem handelt es sich bei der Hauptfigur um einen extremen Langweiler, sodass man sich selbst damit schwer tut. Die restlichen Romane der Reihe bleiben daher ungelesen.

In Sachen Film gefallen hat:

The Batman. Auch wenn es jetzt den Shitstorm des Jahrhunderts gibt, aber DC macht bessere Filme als Marvel. Das spiegelt sich nicht nur in den Figuren wider, sondern ebenso in der jeweiligen Handlung. Die neueste Batman-Verfilmung ist düster, trotz der 3 Stunden durchweg spannend inszeniert und besitzt dabei eine angenehme Tiefe und Komplexität, was man bei Marvel mehr als nur vermisst.

Troll. Eine witzige, spannende und sehr gut gemachte Monsterklopperei aus Norwegen. Mehr braucht es ja auch nicht.

Call me Chihiro. Eine wunderbare Geschichte um eine Bento-Verkäuferin, die in einem kleinen Fischerdorf einsame Menschen zusammenbringt.

In Sachen Serien:

The Glory. Hervorragend gespieltes Rachedrama aus Südkorea.

Nicht gefallen hat:

Black Adam. Die Ausnahme bestätigt die Regel. DCs Black Adam ist lustlos inszeniert, einfallslos und bespickt mit einem Haufen rohrkrepierender Gags. Kein Wunder, dass der Film floppte.

In Sachen Serien:

The Fishbowl Wives. Ein durchweg fades Drama um eine Gruppe Frauen, die mit ihrem Leben unzufrieden sind und daher fremdgehen. Bis auf die beiden Hauptfiguren sind die übrigen Charakter völlig uninteressant.

    Das war es auch schon. Mal schauen, welche Tops und Flops uns nächstes Jahr erwarten.

    FuB glotzt: Reptile (2023)

    Regisseur Grant Singer drehte bisher vor allem Musikvideos und Dokumentationen. Mit „Reptile“ legt er seinen ersten Spielfilm vor, zu dem er auch das Drehbuch schrieb (in Zusammenarbeit mit Benjamin Brewer und Benicio del Toro). Der Kriminalfilm erfindet das Rad mit Sicherheit nicht neu, dennoch ist Singers Spielfilm-Debut absolut sehenswert.

    Es geht um Detective Nichols, der dem Mord an einer Immobilienmaklerin nachgeht. Dabei stößt er auf mehr und mehr Ungereimtheiten …

    Wovon der Film lebt, sind zum einen die erstklassigen Schauspieler und zum anderen die äußerst dichte Atmosphäre. Benicio del Toros Darstellung von Nichols ist ein wahrer Genuss. Er spielt den übermüdeten Detective dermaßen überzeugend, dass man meint, er sei tatsächlich Polizeibeamter. Dasselbe aber gilt auch für die verschiedenen Nebendarsteller (hierbei ist vor allem Domenick Lombardozzi als Detective Wally zu erwähnen), die auf großartige Weise raue (Dorf-)Polizisten mimen.

    Singer spielt dabei mit Großaufnahmen wie man sie eigentlich nur aus den Klassikern des Noir-Films kennt, wodurch sein Debut einen speziellen Touch erhält, der zeigt, dass Filmkunst in der heutigen Ära immer noch möglich ist. Man merkt, dass keiner der Produzenten Singer ins Handwerk pfuschte, sondern er seinen Film so drehen konnte wie er wollte. Zugleich merkt man aber auch Singers Herkunft aus der Musikvideobranche, ist „Reptile“ doch bespickt mit vielen sehr kurzen Sequenzen. Singer lässt diese kurzen Szenen jedoch nicht für sich stehen, sondern verbindet diese stets mit Andeutungen, sodass alles wie ein Puzzle wirkt, das sich mehr und mehr zusammensetzt.

    Für mich gehört „Reptile“ zu den besten Filmen, die in diesem Jahr erschienen sind. Auch wenn die Handlung teilweise vorhersehbar ist, so steigert sich die Spannung dennoch bis zum Schluss, da man letztendlich doch nicht weiß, was mit Nichols und seiner Frau passieren wird. Und natürlich darf man die großartige Optik des Films nicht unerwähnt lassen, die nicht nur in den Großaufnahmen der Gesichter auf klassische Weise zur Geltung kommt (mit kleinem Filmfehler: man achte stets auf del Toros Ohrring), sondern ebenso bei allen anderen Sequenzen. Kurz: großartig. – Zu sehen gibt es den Film auf Netflix.

    Erschienen: Prähuman Band 27

    Nachdem vergangenes Jahr ja nur ein Band der Reihe „Prähuman“ erschienen ist, ist in diesem Jahr mit Band 27 bereits der zweite Band herausgekommen. Das Warten hat sich wie immer gelohnt, denn Carl Denning haut hier mal wieder so richtig auf die Pauke.

    Der Band setzt in der Nähe Londons an und zwar an dem Ort, an dem vor Jahren Frederic Tubbs Frau verschwand. Dieses Mal wird ein Biologe vermisst. Gleichzeitig kommt es auf der philippinischen Insel Samar zu rätselhaften Zwischenfällen, bei denen stets Menschen spurlos verschwinden. Die Ereignisse nehmen von Mal zu Mal bedrohlichere Ausmaße an. Was haben die Vorkommnisse mit denen in London zu tun?

    Dieses Mal geraten Tubb und sein Team absolut von einem Abenteuer ins nächste. Bei der Suche nach Antworten auf Samar sorgt Denning mit einem ungehörigen Ideenreichtum für Spannung, Action und wieder jeder Menge Gags, sodass es eine wahre Freude ist, der Geschichte zu folgen. Es ist wirklich genial, wie es dem Autor gelingt, den Leser stets aufs Neue zu überraschen und dabei mit so viel Energie voranzupreschen, dass die Handlung in einem ungeheuren Tempo voranschreitet, ohne dabei ihren wunderbaren Facettenreichtum zu verlieren. Gleichzeitig schafft Denning durch seine lebendigen Schilderungen wahres Kopfkino, das bis zur letzten Seite großartig unterhält. Kurz: hinsetzen, lesen und genießen.

    FuB glotzt: Mask Girl (2023)

    „Mask Girl“ kann schon jetzt als neue Erfolgsserie aus Südkorea bezeichnet werden. Schon vor Veröffentlichung hat die Serie mit ihrem eigenwilligen Trailer für Furore gesorgt. Es geht um die Büroangestellte Kim Mo-Mi, die aufgrund ihres Aussehens seit ihrer Kindheit immer gemobbt wird. Als Mask Girl betreibt sie nachts einen Live Stream, wo sie maskiert in Erscheinung tritt. Doch durch einen Todesfall und einen Mord gerät ihr Leben völlig außer Kontrolle.

    Wie auch andere koreanische Serien (wie z.B. „Sweet Home“) basiert „Mask Girl“ auf einem Webtoon. Wirkt die erste Episode noch wie eine Satire, so ändert sich dies schlagartig ab Folge zwei. Ab da wandelt sich die Geschichte mehr und mehr zu einem düsteren Thriller. Das Besondere an „Mask Girl“ ist, dass jede Folge die Geschehnisse aus der Perspektive einer anderen Figur schildert, die auf irgendeine Weise mit den Ereignissen, in die Kim Mo-Mi involviert ist, verbunden ist. Dadurch erlangen die Figuren eine komplexe Tiefe, wobei die Spannung stets erhalten bleibt.

    Wie viele andere koreanischen Filme und Serien, so überzeugt auch „Mask Girl“ durch seine großartige Farbgebung und seine tolle Optik. Hinzu kommen diverse Filmzitate, die bei aller Düsternis stets ein gewitztes Augenzwinkern des Regisseurs erkennen lassen. Natürlich gibt es da den nicht zu übersehenden schwarzen, ja man muss sagen rabenschwarzen Humor, der sämtliche Episoden durchzieht, doch sind es eben die teils gekonnt platzierten Zitate, die einen zusätzlichen ironischen Beitrag leisten.

    In Sachen Gesellschaftskritik trifft „Mask Girl“ regelrecht ins Schwarze. Schon allein die Maske ist das zentrale Symbol, um das sich alles dreht, geht es in unserer Zeit doch nur noch um Äußerlichkeiten, wobei diejenigen verlieren, die nicht dem Durchschnitt entsprechen. Was sich jedoch hinter dieser Maske bzw. dieser Fassade verbirgt, das zeigt die Serie, wenn auch auf teils drastische Weise, auf.

    FuBs Fundgrube: „Poison Artist“ von Jonathan Moore

    Anfang des Jahres sorgte Jonathan Moore mit seinem neuen Roman „Fünf Winter“, den er unter dem Pseudonym James Kestrel verfasst hat, für ordentlich Furore. Tatsächlich ist für mich „Fünf Winter“ einer der absolut besten Kriminalromane der letzten Jahre. Daher war ich natürlich neugierig, was es sonst noch von ihm gibt und stieß dabei auf „Poison Artist“. Den Roman schrieb Moore bereits 2016 unter seinem eigenen Namen, 2022 erschien er (wie auch „Fünf Winter“) im Suhrkamp Verlag.

    Es geht um den Chemiker Caleb Maddox, der von einem Freund gebeten wird, ihn bei der Untersuchung einer seltsamen Mordserie zu helfen. Die Leichen von Männern, die vor ihrem Tod brutal misshandelt wurden, werden immer wieder in der Bucht von San Francisco gefunden. Fast zur gleichen Zeit begegnet Maddox in einer Bar einer rätselhaften Frau, die ihn nicht mehr loslässt. Mehr und mehr gerät Maddox in einen albtraumhaften Strudel …

    Um es vorneweg zu nehmen: die Großartigkeit von „Fünf Winter“ findet man in „Poison Artist“ nicht. Eigentlich weiß man nicht so genau, was man von dem Roman halten soll. Einerseits ist die Geschichte schön düster, geheimnisvoll und sorgt in Ansätzen auch für Gänsehaut, andererseits wirken manche Aspekte der Handlung zu sehr aus der Nase gezogen bzw. zu konstruiert, sodass genau diese Aspekte die Handlung und die Atmosphäre des Romans an manchen Stellen ordentlich vermasseln. Zum Beispiel, dass Caleb Maddox auf einmal ein genialer Zeichner ist, der ein Bild von Emmeline (so der Name der geheimnisvollen Frau) malt und dieses dann der Frau sogar unglaublich ähnlich sieht. Solche Merkmale (z.B. genialer Zeichner) werden von Moore nicht nachvollziehbar eingewebt, sondern sind plötzlich da, was ein wenig zum Stirnrunzeln verleitet.

    Unfreiwillig komisch und kitschig wird der Roman in der Szene, in der Emmeline auf einmal ein Lied anstimmt, was die gesamte mysteriöse Atmosphäre in eben dieser Szene zerstört. Ansonsten aber sind die jeweiligen Begegnungen mit dieser durchaus außergewöhnlichen Femme Fatale sehr gut und dicht, ja auch unheimlich geschildert. Dabei wandelt Jonathan Moore durchaus gekonnt zwischen Krimi, Thriller und Horror.

    Möchte man den Roman literarisch einordnen, so fände er irgendwo zwischen „Vertigo“ von Pierre Boileau und Thomas Narcejac, „Das Casting“ von Ryu Murakami und „Tödliche Berührung“ von Thomas Tessier platz. Wären die einzelnen negativen Aspekte nicht, so wäre „Poison Artist“ ein sehr gelungener Thriller geworden. So aber ist es ein Roman, der zwar gut unterhält, der stark auf Atmosphäre setzt (vor allem die Schilderungen des Nebels in San Francisco bleiben dabei im Gedächtnis), der aber aufgrund der oben genannten negativen Merkmale nicht wirklich in den Bann zieht.

    FuBs Fundgrube: „Hüter des Todes“ von Lincoln Child

    Lincoln Child und Douglas Preston gehören seit Jahren zum festen Bestandteil des Thrillergenres. Sowohl gemeinsam als auch alleine schmeißen sie einen Roman nach dem anderen raus. Am bekanntesten von ihnen ist noch immer „Relict“, der auch verfilmt wurde. Kürzlich stieß ich auf einem Bücherflohmarkt auf „Hüter des Todes“ von Lincoln Child, erschienen im Jahr 2013. „Nullpunkt“ aus der Jeremy Logan-Reihe hat mir recht gut gefallen, auch „Hüter des Todes“ ist recht kurzweilige Unterhaltung.

    Der Spezialist fürs Übernatürliche Jeremy Logan reist diesmal in das Sumpfgebiet des Sudan, um an heimlichen Ausgrabungen teilzunehmen. Der Millionär Porter Stone ist bei seinen Recherchen auf das Grab des ersten Pharao gestoßen. Doch seit Beginn der Ausgrabungen kommt es zu seltsamen Zwischenfällen …

    Wie gesagt, der Roman ist durchweg unterhaltsam, weist keinen einzigen Durchhänger auf und lässt sich sehr schnell lesen. Das Problem an „Hüter des Todes“ ist der Ernst, mit dem Child die Handlung versieht. Aus diesem Grund geraten manche Situationen und Dialoge unfreiwillig komisch, z.B. wenn Logan sich damit brüstet, das Geheimnis um das Ungeheuer von Loch Ness gelüftet zu haben.

    Hinzu kommen mehrere Logikfehler, sodass man annehmen muss, dass der Roman bereits im Original nicht richtig lektoriert wurde, frei nach dem Motto: das Buch wird sowieso verkauft. Im Deutschen machen sich dann auch ein paar Patzer in der Übersetzung bemerkbar, sodass die Sache mit dem Lektorieren bei uns seine Fortsetzung findet.

    Da Lincoln Child sich ja auf gewisse historische Fakten beruft, müsste man annehmen, dass das, was er über das Alte Ägypten von sich gibt, auch irgendwie wissenschaftlich belegt ist. Daher kommt das Beste wie immer zum Schluss: In der Nachbemerkung schreibt Child, dass er alles so hingebogen habe, dass es besser in die Handlung passen würde. Will heißen, kaum etwas von dem, was er über Hieroglyphen usw. schreibt, ergibt einen Sinn.

    Trotzdem hat das Lesen Spaß gemacht. Als reine Unterhaltungsromane taugen Child und Preston beinahe immer. Da werden oben skizzierte Fehler zur Nebensache, besonders wenn man das Buch antiquarisch erwischt.

    Spiel um dein Leben – Blutige Wettkämpfe als Sozialkritik

    Die koreanische Netflix-Serie „Squid Game“ (2021) gilt als eine der erfolgreichsten Serien überhaupt. Doch die grundlegende Idee ist dabei keineswegs neu. Der Kampf ums Überleben als „Spiel“ findet sich bereits in dem Horrorfilm „The most dangerous Game“ (Graf Zaroff – Genie des Bösen) aus dem Jahr 1932.

    In dem Film geht es um den Reiseschriftsteller Bob Rainsford, der zusammen mit der attraktiven Eve Trowbridge bei einem Schiffbruch auf einer einsame Insel strandet. Doch so einsam ist diese Insel nicht, wohnt dort doch Graf Zaroff, ein absoluter Jagdfanatiker, dessen Hauptvergnügen die Jagd auf Menschen ist. Auf diese Weise werden Bob und Eve zu seinen neuesten Opfern.

    Der Film (Regie: Ernest B. Schoedsack) wurde parallel zu „King Kong“ gedreht. In beiden Filmen spielt Fay Wray die weibliche Hauptrolle. Der nach einer Kurzgeschichte von Richard Connell gedrehte Film wirkt zwar wie ein Abenteuerfilm, ist im Grunde jedoch ins Horrorgenre zu verorten. „The most dangerous Game“ war damals sehr erfolgreich und gilt heute als einer der Klassiker des phantastischen Films.

    1970 drehte Regisseur Tom Toelle den TV-Film „Das Millionenspiel“, mit Dieter Hallervorden in einer der Hauptrollen. Der SF-Thriller basiert auf einer Kurzgeschichte von Robert Sheckley. Es geht um eine TV-Show, in der ein Kandidat eine Woche lang vor Auftragskillern flüchten muss.

    Der Film war wie eine echte TV-Show konzipiert (Dieter Thomas Heck als Moderator), sodass viele Zuschauer glaubten, einer echten Show beizuwohnen und sich sogar dafür bewerben wollten. „Das Millionenspiel“ gilt heute sowohl national als auch international als Klassiker des Fernsehfilms.

    1987 drehte Robert Michael Glaser „The Running Man“, nach einem Roman von Stephen King, den er allerdings unter seinem Pseudonym Richard Bachmann veröffentlicht hat. Hier geht es ebenfalls um eine Spielshow im Fernsehen, in dem die Protagonisten allerdings aus Gefangenen bestehen. Einer von ihnen ist Ben Richards, der bei einer Demonstration festgenommen wird. Zusammen mit einer Gruppe anderer Gefangener muss er nun verschiedene Spielzonen passieren, in denen er und seine Freunde ums Überleben kämpfen müssen.

    Der SF-Film macht sich ganz klar lustig über Medien und Medienkonsum. In Deutschland verstanden dies unsere FSKler mal wieder nicht und indizierten den Film. Inzwischen wurde die Indizierung wieder aufgehoben. Wie auch die beiden oben genannten Filme, zählt „The Running Man“ als Klassiker.

    Im Jahr 2000 drehte der japanische Regisseur Kinji Fukasaku einen der wohl umstrittensten Filme mit dem Titel „Battle Royale“. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Koshun Takami. Es geht um eine Gruppe Schüler, die auf einer Insel ausgesetzt werden, wo sie ums Überleben kämpfen sollen.

    Japanische Behörden wollten den Film verbieten, scheiterten jedoch. Dennoch durften Jugendliche unter 15 Jahren den Film nicht sehen. In Deutschland wurde „Battle Royale“ kurz nach Veröffentlichung beschlagnahmt, inzwischen aber wieder freigegeben. Die Kritik des Films richtet sich gegen das japanische Schulsystem als auch gegen die Arbeitswelt. Wahrscheinlich sollte der Film gerade wegen dieser Kritik unter den Teppich gekehrt werden – etwas Ähnliches sollte mit „Shoplifters“ getan werden, der die japanische Gesellschaft als Ganzes kritisiert. Den Film als Klassiker zu bezeichnen, ist sicherlich übertrieben. Dennoch blieb der Film vor allem wegen der Kritik, die er auf sich zog, im Gedächtnis.

    2021 drehte der koreanische Regisseur Hwang Dong-Hyuk die neunteilige Netflix-Serie „Squid Game“. Eigentlich hatte Hwang daraus einen Spielfilm machen wollen, doch wurde sein Konzept bei den verschiedenen Produktionsfirmen abgelehnt. Erst Netflix war davon angetan und so wurde aus der Spielfilmidee eine Serie.

    Es geht um Gi-Hun, der hochverchuldet ist und daher unbedingt an Geld kommen muss. Da begegnet er einem Mann, der ihn zu einem Spiel einlädt, bei dem viel Geld zu gewinnen ist. Was Gi-Hun jedoch nicht ahnt, ist, dass es bei dem Spiel ums nackte Überleben geht.

    Mit seiner Serie erfand Hwang Dong-Hyuk das Rad zwar nicht neu, dennoch schuf er eine gewitzte Satire auf Geldgier und den Kapitalismus im Allgemeinen. Natürlich regten sich in Deutschland die Pädagogen über die Serie auf, da sie die oben genannten satirischen Elemente nicht verstanden. Aber das ist ja nichts Neues – siehe z.B. die Diskussion Mitte der 80er Jahre über „Hellraiser“. „Squid Game“ ist sehr gut gemacht und beinhaltet neben seinem schwarzen Humor auch Anspielungen auf verschiedene Filme, die z.B. von „Dr. Phibes“ bis zu „The Running Man“ reichen.

    Das Motiv von Menschenjagd als Spiel taucht immer wieder im Film auf. Dabei ist das Motiv verbunden mit Gesellschaftskritik und Kritik an Politik und Medien. Aufgrund ihrer Kritik, die sie mit einem zentralen Merkmal menschlicher Kultur, dem Spiel, verbinden, ecken sie stets an. Denn mit Spiel verbindet man in der Regel etwas Lustiges und etwas, das Spaß macht, sowie Erinnerungen an die Kindheit, in deren Phase sie auch zur Sozialisation beitragen.

    Und Spiel als etwas Grausames und Unmoralisches bezeichnen? Das würde bedeuten, dass Gesellschaften unmoralisch sind bzw. sich in unmoralische Konstrukte verwandeln. Genau das zeigen diese Filme auf. Nicht die Moderne und auch nicht die Postmoderne brachten die ersehnte Utopie, sondern verkamen und verkommen in einer grundlegenden Dystopie. Jeder ist sich selbst der Nächste, die Zunahme der Gewalt, zunehmender Hass, zunehmendes asoziales Verhalten – all dies sind Aspekte, die Bestandteil heutiger Gesellschaften sind. Und genau diesen wunden Punkt berühren die oben genannten Filme, wobei sie die unschönen Seiten moderner bzw. postmoderner Gesellschaften gehörig durch den Kakao ziehen.

    Besonders in heutiger Zeit ist dies wichtiger denn je. Denn die Kritik selbst wird zurzeit immer mehr zu einem unbeliebten Aspekt, dem sich viele Menschen (auch in der akademischen Welt) nicht mehr stellen wollen und sich daher in ihren eigenen kleingeistigen Blasen verkriechen. Filme werden aus diesem Grund in Sachen Gesellschaftskritik immer harmloser, leerer und verweichlichter. Filme bzw. Serien wie „Squid Game“ jedoch halten den Zuschauern gekonnt einen Spiegel vor. Nicht jedem gefällt dies. Und genau deswegen sind sie notwendig.

    Nightmare Alley

    Der Roman „Nightmare Alley“ des Autors William Lindsay Gresham (1909 – 1962) zählt zu den Klassikern der amerikanischen Literatur. Bereits 1947 wurde die düstere Geschichte um den betrügerischen Hellseher Stanton Carlile zum ersten Mal verfilmt. Damals mit Tyrone Power, der endlich mal nicht den Helden spielen wollte, in der Hauptrolle. Der Film floppte an den Kinokassen. Heute zählt er zu den besten Werken des Film Noir.

    2021 versuchte sich Guillermo del Toro an dem Stoff. Mit seiner Version von „Nightmare Alley“ schuf er einen aufwendig inszenierten Thriller und zugleich eine tiefe Verbeugung vor dem Film Noir. Del Toro hält sich zwar nicht ganz an den Roman und lässt auch manche Teile aus bzw. ändert sie um, doch ist dabei immer noch Greshams Werk genau zu erkennen. Von Anfang an wird der Film von einer düster-rauen Atmosphäre getragen, wie der Roman präsentiert del Toro gescheiterte Existenzen. Stan Carlile aber möchte es anders machen. Er sieht im Showgeschäft seine Chance.

    Zusammen mit der Schaustellerin Molly verlässt er den Jahrmarkt, um durch vermeintliches Hellsehen den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Zunächst geht seine Rechnung auf. Doch zunehmend lässt er sich mit den falschen Leuten ein …

    Was del Toro mit seiner Adaption von „Nightmare Alley“ schuf, ist ein wahres Meisterwerk der Filmkunst. Hier ist endlich Kino wieder Kino und keine bloße Abfolge nichtssagender Szenen. Wundervolle Farben, erstklassige Kulissen, großartige Optik. Die Frage ist, was an del Toros neuestem Film eigentlich nicht erstklassig ist. „Nightmare Alley“ schwelgt geradezu im Cineastischen, lässt das klassische Kino wieder auferstehen und damit das Herz von Filmliebhabern höher schlagen.

    Nightmare Alley (1947)

    Großartige Schauspieler verkörpern dabei die düsteren Figuren. Gut, manche Szenen werden besser verständlich, wenn man den Roman bereits kennt. So etwa die Beziehung zwischen Zeena und Stan und wieso sie nichts dagegen hat, wenn Stan auf einmal mit Molly durchbrennen möchte. Doch fällt dies nicht zu sehr ins Gewicht. Auch wenn ich mich jetzt wiederhole: „Nightmare Alley“ ist endlich richtiges Kino.

    Erschienen: Prähuman Band 25

    „Nicht von dieser Welt“ lautet der Titel des 25. Bands der beliebten eBook-Reihe „Prähuman“. Zugleich ist es mit knapp über 200 Seiten die bisher umfangreichste Folge der Serie. Carl Dennings Fantasie kennt anscheinend keine Grenzen. Denn auch dieser Band ist voller skurriler Ideen, dabei überaus spannend und absolut unterhaltsam.

    Es geht um sonderbare Felstürme, die auf einmal vor den Küsten der USA, Japans und anderer Länder erscheinen. Damit einher gehen verstörende Ereignisse vor sich: Häuser und ganze Stadtteile verschwinden. Menschen lösen sich im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auf. Frederic Tubb und sein Team gehen der Sache nach und stoßen dabei auf eine schockierende Erkenntnis: bei den Felstürmen handelt es sich um gigantische Maschinen. Aber das ist noch nicht alles. Denn es gibt noch eine weitaus größere Gefahr, die die gesamte Menschheit bedroht …

    Band 25 spielt in New York, in Tokio und Yokohama sowie in London. Wie immer schreibt Carl Denning auf eine Weise, dass man das Geschehen und die Figuren regelrecht vor sich sieht. Interessant hierbei ist vor allem Kathrin Jarvis, Frederic Tubbs Frau, die hier einen durchaus zwiespältigen Charakter aufweist. Als ehemalige Agentin der Einheit, einer gefährlichen und nicht weniger rätselhaften Geheimorganisation, kann man ihr irgendwie nicht richtig trauen. Das wurde bereits in Band 24 von Denning großartig beschrieben. Hier jedoch erhält Kathrin zusätzlich einen leicht bedrohlichen Zug, der stets zwischen den Zeilen mitschwingt.

    Neben den skurrilen Ideen, mit denen der Band aufwartet, kommt in „Nicht von dieser Welt“ auch der für die Serie typische Humor nicht zu kurz. Die Gags sind super platziert und verfehlen nie ihre Wirkung. Gelegentlich ertappt man sich dabei sogar beim lauten Auflachen. Gleichzeitig entwickelt Denning die Geschichte um das Geheimnis der prähumanen Hyperzivilisation auf originelle Weise weiter, sodass sie dadurch neue und nicht weniger spannende Facetten erhält. Kurz und knapp: Prähuman Band 25 ist ein echtes Unterhaltungsfeuerwerk, das von der ersten bis zur letzten Seite Spaß macht.