„Hiroshima“ von John Hersey

Die Reportage „Hiroshima“ gilt als eine der wichtigsten journalistischen Arbeiten, die jemals gemacht wurden. Im Jahr 1946 sollte der Journalist John Hersey nach Hiroshima reisen, um über die Folgen des Atombombenabwurfs zu berichten. Heraus kam ein Buch, das unverschönt den Schrecken schildert, der dem ersten Abwurf einer solchen Bombe folgte.

Im Grunde genommen ist es schwer über dieses Buch zu schreiben, da es einen schlicht und ergreifend sprachlos macht. Gleichzeitig ist es wichtiger denn je, dass die Reportage neu veröffentlicht wurde. Dieses Mal komplett. Denn in den früheren Übersetzungen fehlte stets der letzte Teil, den Hersey 1985 nachträglich hinzugefügt hat.

In „Hiroshima“ folgt Hersey sechs Personen, deren Leben von einem Moment auf den anderen aus den Fugen geraten ist. Sie berichten darüber, wie sie den Abwurf erlebt haben, was sie in genau dem Moment der Explosion gemacht haben und auch, wie sie danach versucht haben zu überleben.

Das Grauen ist wie gesagt unbeschreiblich und selbst das ist noch viel zu harmlos ausgedrückt. Was die Menschen durchleben mussten, war die reinste Hölle. Das Buch sollte zur Pflichtlektüre an den Schulen werden. In jeder Hinsicht ist es wichtig, es zu lesen.

John Herseys Reportage sollte zunächst in einzelnen Folgen in The New Yorker erscheinen. Doch die Redaktion entschied sich zum ersten und einzigen Mal in ihrer Geschichte, das ganze Magazin nur mit dieser Reportage herauszubringen. „Hiroshima“ wurde zu einem riesigen Erfolg, später folgte eine Buchausgabe.

Zum ersten Mal auf Deutsch erschien das Buch 1947, damals übersetzt von Justinian Frisch. Nun ist die komplette Reportage erschienen, die der bekannte Übersetzer Alexander Pechmann angefertigt hat. Nicht nur wahrscheinlich, sondern mit Sicherheit eine der wichtigsten Veröffentlichungen in den letzten Jahren.

John Hersey. Hiroshima. Übersetzt von Justinian Frisch u. Alexander Pechmann. Verlag Jung und Jung 2023, 210 Seiten, 23,00 Euro

Summer Ghost – Schöner Kurzfilm aus Japan

Mit „Summer Ghost“ (2021) legte der japanische Zeichner Loundraw seinen zweiten Kurzfilm vor – nach „Before you wake up“ (2017). Der etwa 40 minütige Animationsfilm befasst sich mit so schweren Themen wie Tod, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Trotz dieser schweren Kost ist das Anime weder kitschig noch allzu düster, sondern unglaublich schön und liebevoll inszeniert.

Originalplakat zu „Summer Ghost“

Das Drehbuch verfasste der Horrorautor Hirotaka Adachi, der in den USA für seine Kurzgeschichten mit dem Shirley Jackson-Award ausgezeichnet wurde. Trotzdem handelt es sich bei „Summer Ghost“ um keine eigentliche Horrorgeschichte, obwohl natürlich Elemente des Unheimlichen und des Thrillers anklingen. Vielmehr könnte man den Film in den Bereich des magischen Realismus einordnen.

Es geht um drei Jugendliche, die der Legende des Summer Ghost nachgehen wollen. Angeblich soll es sich um eine junge Frau namens Ayane handeln, die nur in den Sommermonaten erscheint und auch nur dann, wenn man zuvor ein Feuerwerk gezündet hat. Tatsächlich begegnen die drei dem Geist. Doch mehr und mehr wird dabei deutlich, dass alle drei einen bestimmten Grund hatten, Ayane zu treffen. Denn alle drei ertragen das Leben nicht länger und erhoffen sich von der Frau einen Weg ins Jenseits.

Genau an dem Punkt schwenkt der Film um in leichte Thrillerelemente, denn der Legende nach soll sich Ayane umgebracht haben. Allerdings steckt hinter ihrem Tod eine ganz andere Geschichte …

„Summer Ghost“ kann man ohne Wenn und Aber als Meisterwerk bezeichnen. Die wunderbaren Farben und die erstklassige Optik liefern hierfür den Rahmen. Die Charaktere besitzen eine durchaus komplexe Tiefe, die sich auch in der verschachtelten Erzählweise widerspiegelt. Die Handlung an sich ist sehr gut durchdacht und leitet geradezu elegant die einzelnen Figuren durch die Geschehnisse.

Trotz seiner kurzen Laufzeit gelangte der Film weltweit in die Kinos. In Japan verfasste Hirotaka Adachi zwei Romane, die auf dem Film basieren, auch wurden mehrere Mangas veröffentlicht, die sich an „Summer Ghost“ anlehnen. Die Handlung des Films hätte durchaus auch eine Spieldauer von 90 Minuten ausfüllen können. Man darf daher gespannt sein, was Loundraws nächstes Projekt sein wird.

Die Legende von König Arthur & den Rittern der Tafelrunde

Le Morte d’Arthur (Der Tod Arthurs) von Sir Thomas Malory gilt als erste umfassende englische Bearbeitung der Sagen um König Arthur und diente unzähligen Autoren als Quelle für Nacherzählungen. T. H. White, Mary Stewart, Gillian Bradshaw, Marion Zimmer-Bradley – um nur die bekanntesten Namen zu nennen – wurden von Malorys Werk inspiriert, das 1485 von William Caxton gedruckt wurde. Dabei ist dieses Buch auch nur eine Nacherzählung von älteren französischen Texten und Balladen. John Matthews, der sich seit vielen Jahren mit diesem Thema beschäftigt, hat sich Malorys Quellentexte und weitere mittelalterliche Bearbeitungen der Artus-Sagen noch einmal vorgeknöpft und eine alternative Fassung zusammengestellt, die all jene Geschichten enthält, die Malory nicht gekannt oder nicht erwähnt hat.

Das Ergebnis ist erstaunlich: Nach all den Romanen, Filmen und Comics, die diese Sage immer wieder neu präsentiert und interpretiert haben, möchte man meinen, das Thema könne keine Überraschungen mehr bereithalten. Das Gegenteil ist der Fall: Matthews Buch bietet auf rund sechshundert zweispaltigen Seiten jede Menge schöne, spannende, humorvolle und magische Geschichten aus dem Sagenkreis, die bislang wohl nur Experten bekannt waren. Wir begegnen dem jungen Arthur, der in Begleitung eines sprechenden Papageis allerlei Abenteuer besteht, Lancelot, der als Kind von Elfen entführt wurde und als junger Ritter das Geheimnis seiner Herkunft ergründet, Palomides, dem einzigen Moslem unter den Rittern der Tafelrunde, der Tochter von König Arthur und vielen anderen mehr oder weniger heldenhaften Figuren. Sie treffen auf übermächtige Feinde – Monster der Anderswelt, Riesen, Magier und schurkische Tyrannen – und müssen allerlei Prüfungen im Kampf und in der Liebe bestehen. Matthews erzählt diese märchenhaften Geschichten in einem leicht lesbaren, schnörkellosen Stil, der die Qualitäten der Originale hervorhebt und Längen, Abschweifungen und Wiederholungen vermeidet. Im Anhang erklärt er ausführlich, welche mittelalterlichen Texte – darunter auch deutsche und italienische – er verwendet und wie er sie bearbeitet hat. Ergänzend gibt es eine nützliche Bibliographie, ein launiges Vorwort von Neil Gaiman und etliche, teils farbige Illustrationen von John Howe.

Die Legende von König Arthur ist eine wunderbare Schatzkiste für Freunde und Kenner der klassischen Artussagen, Ritterromane und Elfenmärchen. Wer das alte Buch von Malory kennt und schätzt, wird das neue von Matthews lieben. Es bietet aber auch eine Menge Lesespaß für all jene, die sich zum ersten Mal mit diesen herrlichen Sagen beschäftigen.

Alexander Pechmann

John Matthews. Die Legende von König Arthur & den Rittern der Tafelrunde. Vorwort von Neil Gaiman. Illustrationen von John Howe. Übersetzt von Susanne Held. Hardcover, 640 Seiten. Hobbit Presse / Klett-Cotta

FuBs Fundgrube: „Schatten der Nacht“ von John Saul

Wer John Sauls „Schatten der Nacht“ (2006) gelesen hat, wird sich wahrscheinlich gefragt haben, ob er den Roman nicht schon früher einmal gelesen hat. So erging es zumindest mir, denn kurz davor las ich „Kind der Hölle“ (1999) desselben Autors. Interessanterweise scheint dies niemanden, nicht einmal die üblichen Literaturkritiker, gestört zu haben.

John Saul gehört neben Stephen King, Peter Straub und Dean R. Koontz zu den erfolgreichsten Horrorautoren der USA. Während sich die drei anderen Autoren in ihren Romanen mit bestimmten Themen beschäftigen, so geht es John Saul einzig und allein um die Unterhaltung. Dies macht er erstklassig, besonders seine Romane aus den 80er Jahren sind hierbei erwähnenswert, besonders, da seine Figuren keineswegs oberflächlich bleiben.

Das Problem bei Saul ist jedoch, dass er stets dieselben Figurenkonstellationen verwendet: Ehepaar mit Sohn und Tochter. Jedoch verzeiht man ihm dies, da wie gesagt seine Romane sehr spannend und unterhaltsam sind. Bei „Schatten der Nacht“ allerdings hat er gewissermaßen den Vogel abgeschossen. Denn der Roman ist teilweise so sehr mit „Kind der Hölle“ identisch, dass es sich beinahe um ein „Remake“ handeln könnte.

Natürlich gibt es auch Unterschiede: während in „Kind der Hölle“ die Protagonisten ein Haus erben, handelt es sich bei dem neueren Roman um ein Ferienhaus, das ein Ehepaar mit zwei Kindern mietet. Doch dann gibt es bei beiden den Einsiedler, der irgendwie in Verbindung mit dem Haus steht, in beiden Romanen wird als erstes eine arme Katze getötet, in beiden Romanen kommt der besorgte Bürgermeister und der Sheriff vor. Manche Situationen sind dermaßen gleich, dass man sich nur noch wundert.

Doch unabhängig davon, gehört „Schatten der Nacht“ eindeutig zu Sauls schwächeren Büchern. Der Roman ist zwar sehr flüssig geschrieben und man liest ihn weg wie nichts, doch geschieht so gut wie gar nichts. Die grundlegende Idee ist zwar nicht schlecht, doch hat Saul sie einfach nicht für eine vielseitigere Handlung und mehr Spannung genutzt. Folgt man der Meinung mancher Rezensenten aus den USA, so scheint es sich um ein Jugendbuch zu handeln, das in Deutschland jedoch als Horrorroman für Erwachsene vermarktet wurde. Wie auch immer, „Schatten der Nacht“ kann man lesen, muss man aber nicht.

FuB glotzt: Mord in Genua – Ein Fall für Petra Delicato

„Rom oder Madrid, Hauptsache Italien“. Dieser Klassiker der Fußballzitate passt im übertragenen Sinne auch auf die TV-Serie „Petra“, die in Deutschland unter dem Titel „Mord in Genua – Ein Fall für Petra Delicato“ veröffentlicht wurde. Denn die italienische Serie basiert auf den Kriminalromanen der spanischen Autorin Alicia Giménez-Bartlett, die seit Ende der 90er Jahre erscheinen.

In den Romanen heißt die Inspektorin Petra Delicado und ihr Kollege Fermin Garazón. Die Romane waren von Anfang an so erfolgreich, dass bereits in Spanien 1999 eine mehrteilige TV-Serie gedreht wurde. Gute 20 Jahre später verlegte die italienische Regisseurin Maria Sole Tognazzi den Ort der Handlungen nach Genua. Die Inspektorin heißt nun Petra Delicato und ihr Kollege Antonio Monte. Das Ergebnis der bisher acht Folgen umfassenden Serie kann man mit einem einzigen Wort auf den Punkt bringen: großartig!

Die einzelnen Folgen orientieren sich recht nah an den literarischen Vorlagen, so wurden auch die Titel der Romane für die jeweiligen Folgen übernommen. Trotzdem immer mehrere Autoren an den Drehbüchern arbeiteten, wurde daraus kein orientierungsloser Salat, sondern eine Reihe spannender und witziger TV-Krimis, die durch ihre liebevoll gestalteten Charaktere frischen Wind in das Serieneinerlei bringen.

Da ist natürlich an erster Stelle Petra Delicato zu nennen, die zwei Scheidungen hinter sich hat, keine Bindungen eingehen möchte, aber endlich wieder Sex haben möchte. Ihre wunderbar schroffe und eigenwillige Art, mit der sie ihrem Kollegen Monte immer eins vor den Latz knallt, steht im Gegensatz zur liebevollen und zurückhaltenden Art des Inspektors. Die schnellen und pointierten Dialoge zwischen den beiden – schon allein deswegen ist die Serie sehenswert.

Gespielt wird Petra Delicato von Paola Cortellesi, die in Deutschland vor allem durch den gelungenen Kinderfilm des Kultregisseurs Michel Soavi „Unsere Lehrerin die Weihnachtshexe“ bekannt ist. Sie spielt Petra dermaßen gut und überzeugend, dass man stets glaubt, sie sei tatsächlich die Figur. Nicht anders verhält es sich mit Andrea Pennacchi, der Monte spielt. Seine weiche, empathische Art, mit der er die Rolle ausfüllt, ist einfach wunderbar.

Wahre Schauspielkunst trifft in der Serie auf interessante, spannende Geschichten, die es stellenweise durchaus in sich haben: es geht um Serienmörder, Sekten, Ausländerkriminalität und Tierquälerei – nur um ein paar der Themen aufzuzählen. Bei allem Humor und Sticheleien, verschönert die Serie nichts, sondern stellt die Fälle knallhart dar. Hinzu kommt eine tolle Optik sowie ein geniales Spiel von Licht und Schatten, welche die einzelnen Folgen durchziehen. – Man kann das Wort vom Anfang nur wiederholen: großartig!

Mord in Genau – Ein Fall für Petra Delicato (OT: Petra). Regie: Maria Sole Tognazzi. Darsteller: Paola Cortellesi, Andrea Pennachi. Italien 2020 – 2022.

Filmtheorie (1): Traurig und gar nicht wahr – Über Fehler in kulturwissenschaftlichen Filmanalysen

Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen, um Filme zu analysieren. Eine davon ist die psychoanalythische Untersuchung. In dieser Hinsicht werden Filme wie Träume analysiert und mithilfe von Freuds Methode symbolisch abgeklopft.

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Vor ein paar Jahren erschien der Sammelband „The Dread of Difference“, der sich mit der Rolle der Frau in Horrorfilmen auseinandersetzt. Unter anderem ist darin ein Artikel der Kulturwissenschaftlerin Barbara Creed enthalten, die darin versucht, eine psychoanalythische Gender-Forschung auf den Film anzuwenden.

Nun, der Versuch kann durchaus als Fehlschlag beurteilt werden. Der Artikel wirkt beinahe schon paranoid. Es gibt kaum einen Satz, in dem nicht die Begriffe Phallus oder bezahnte Vagina vorkommen. Hinzu kommen Kastrationsängste und die Abwendung von der eigenen Mutter.

All dies, behauptet Creed, fände man in dem Film „Alien“. Nun gut, die Sexualsymbolik des Aliens sowie des außerirdischen Raumschiffs sind nicht zu übersehen. Und dass eine Frau dem Monster entkommt, nimmt quasi den Aspekt des Final Girl vorweg. Aber was hat das nun wieder mit der Abwendung von der Mutter zu tun? Genau: nichts. Dennoch beißt sich Creed daran fest und sucht nach allen nur möglichen und unmöglichen Gründen, um ihre Behauptung als richtig hinzustellen, frei nach dem Motto: Nur ich habe Recht.

Creed gerät in ihrem Artikel geradezu außer sich. Man glaubt, eine Hardcore-Vertreterin der Gender-Studies haue auf die Tasten ihres Laptops. Dabei geht sie soweit, völlig falsche Informationen in ihren Text einzubauen. So verwechselt sie ständig Hitchcocks „Vögel“ mit „Psycho“ und reitet darauf herum, dass die Abwendung von der Mutter im Zentrum des erstgenannten Filmes stehen würde. Tut es dummerweise aber nicht. Das Thema Mutter-Sohn-Beziehung spielt zwar in „Die Vögel“ eine gewisse Rolle, steht aber nicht im Vordergrund wie in dem anderen Klassiker.

Nichtzuletzt setzt sie noch eins drauf, indem sie „Blade Runner“ als Horrorfilm bezeichnet. Spätestens hier sollten bei sämtlichen Lesern die Alarmglocken schrillen.

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In dem Buch „Korean Horror Cinema“ behaupten die beiden Herausgeber Alison Peirse und Daniel Martin, dass es sich bei dem koreanischen Film „Howling“ um einen Werwolffilm handelt. Das tut es aber nicht. Zwar ist der Titel identisch mit dem Werwolfklassiker „The Howling“, doch hat es sich damit auch schon. In der Tat handelt es sich um einen Thriller im Stil der Trashfilme der 70er Jahre.

Mitsuyo Wada-Marciano behauptet in ihrem Artikel über J-Horror (erschienen in dem Sammelband „Horror of the Extreme“), dass die modernen japanischen Horrorfilme nichts mit Emanzipation zu tun haben würden. Hier liegt sie leider vollkommen falsch. Denn J-Horrorfilme gelten quasi als Sprachrohr der Emanzipationsbewegung der 90er Jahre und des Beginns des neuen Jahrtausends. Die Themen dieser Filme handeln von den Problemen, vor denen Frauen in Japan stehen, die versuchen, ihr eigenes Leben zu leben.

James Kendrick ist in seinem Artikel „Return of the Graveyard“ (erschienen in dem Sammelband „American Horror Film“) der Meinung, dass das verstärkte Aufkommen der Geisterfilme Ende der 90er Jahre etwas mit den Gothic Novels des 18. Jahrhunderts zu tun habe. Nur was? Genau diese Antwort bleibt der gute Mann uns schuldig. Er verweist nicht einmal auf Interviews mit Regisseuren oder Autoren, die seine Theorie belegen könnten. Nichts. Der Artikel ist bloßes Gerede, ohne die einzelnen Thesen zu untermauern.

Schon allein an diesen Beispielen zeigt sich, dass kultur- und medienwissenschaftliche Filmanalyse teilweise voller Fehler steckt. In einem anderen Artikel haben wir auf eine hanebüchene Statistik von Horrorfilmen hingewiesen, die im Grunde genommen keine brauchbaren Ergebnisse liefert. Interessanterweise häufen sich die Fehler und falschen Angaben bei Texten, die von Kultur- und Medienwissenschaftlern verfasst wurden. Und es ist erschreckend, dass diese falschen Angaben von den jeweiligen wissenschaftlichen Kollegen anscheinend nicht bemerkt werden. Hier werden keine Erkenntnisse offenbart, sondern Fehler auf Fehler gehäuft, was dazu führt, dass sich die jeweiligen Autoren ihre eigene Wahrheit zusammenschustern und die Leser, die sich in der Thematik nicht auskennen, falsch informieren.

(Der Beitrag erschien schon einmal auf dem Blog. Er dient nun als Auftakt zu unserer neuen Reihe über Filmtheorie)

Die 90er: Interview mit einem Vampir (1994)

70 Millionen Dollar Produktionskosten für einen Vampirfilm war doch recht gewagt. Anscheinend war Produzent David Geffen von Anfang an davon überzeugt gewesen, dass der Film ein enormer Erfolg werden würde. Tatsächlich zählt „Interview mit einem Vampir“ zu den erfolgreichsten (und teuersten) Horrorfilmen.

Der gleichnamige Roman von Ann Rice erschien 1976. Im selben Jahr wurden die Filmrechte verkauft. Doch erst Anfang der 90er Jahre wurde die Produktion in Angriff genommen. Regie führte Neil Jordan, der davor mit „The Crying Game“ einen internationalen Erfolg für sich verbuchen konnte. Ann Rice schrieb das Drehbuch, doch Jordan schrieb es noch einmal um. Im Vorspann ist trotzdem nur der Name der Autorin erwähnt, da sie nicht wollte, dass Neil Jordans Name ebenfalls genannt wurde – andere bezeichnen dies wahrscheinlich als Zickenterror und davon soll es seitens Ann Rice eine ganze Menge gegeben haben.

„Interview mit einem Vampir“ ist eine Mischung aus Horror und Drama mit stark homoerotischen Touch. Vor allem besticht der Film durch die großartigen Kostüme und Kulissen. Zwischendurch wird das eine oder andere Opfer gebissen, allerdings halten sich speziell diese Szenen in Grenzen bzw. werden meistens eher angedeutet. Blut fließt trotzdem recht viel, besonders im Finale des Films, als der Vampir Louis sich an den Vampiren in Paris rächt.

Überhaupt ist die Pariser Episode der beste Teil des Films, da hier Drama und Horror auf wunderbare Weise miteinander verschmelzen. Davor überzeugt der Film mehr durch die oben erwähnte Ausstattung. Über Tom Cruise als Lestard lässt sich natürlich streiten, doch macht er seine Arbeit insgesamt recht gut.

Wahrscheinlich wäre „Interview mit einem Vampir“ nicht gedreht worden, wäre zwei Jahre davor „Dracula“ kein so enormer Erfolg gewesen. Während Francis Ford Coppola einen mit Action gewürzten Vampirfilm drehte, der in Sachen Ausstattung „Interview mit einem Vampir“ beinahe übertrifft, ist die Adaption von Rices Roman eher eine ruhige, düstere Fahrt durch das Reich der Nachtgestalten mit Gedanken über Schuld und den Sinn des Lebens – und jeder Menge Kontaktlinsen.

Interview mit einem Vampir (OT: Interview with a Vampire). Regie: Neil Jordan, Drehbuch: Ann Rice, Neil Jordan, Produktion: David Geffen, Darsteller: Tom Cruise, Brad Pitt, Antonio Banderas, Stephen Rea, Christan Slater. USA/England 1994.

The 80s: Red Sonja (1985)

Um dem schwedischen Fotomodel Brigitte Nielsen den Sprung ins Filmgeschäft zu ermöglichen, erhielt sie die Rolle der Red Sonja in dem gleichnamigen Spielfilm. Die Figur bezieht sich sowohl auf eine Kurzgeschichte von Conan-Erfinder Ronald E. Howard (1906 – 1936) als auch auf die Comic-Reihe von Roy Thomas. Hieß die Figur bei Howard Red Sonya, so änderte Thomas Ende der 70er Jahre den Namen für seine Comics um in Red Sonja.

Die Handlung ist im Hyborischen Zeitalter und damit im selben Universum wie die Conan-Filme angesiedelt. Es geht um einen Talisman, dessen Kraft die ganze Welt zerstören kann. Das Besondere: den Zauberstein können nur Frauen berühren, Männer sterben augenblicklich bei der Berührung. Der Stein wird von der bösen Königin Gedren gestohlen, da sie dadurch die Macht über die Welt erhalten möchte. Red Sonja versucht zusammen mit dem Barbaren Kalidor, den Stein zu vernichten.

Obwohl Brigitte Niesen die Hauptrolle spielte, war Arnold Schwarzenegger der Star des Films. Dies konnte „Red Sonja“ jedoch nicht vor dem finanziellen Misserfolg retten. Denn der von Richard Fleischer gedrehte Film spielte nicht einmal die Hälfte der Produktionskosten ein. Nicht nur das, Brigitte Nielsen erhielt für ihre Rolle die Goldene Himbeere. Auch die Kritiker mochten den Film nicht und zerrissen ihn praktisch in der Luft.

Doch „Red Sonja“ ist im Grunde genommen ein durch und durch unterhaltsamer Fantasyfilm, der die Welt der Barbaren mit viel Andeutungen darstellt, was z. B. durch bizarre Riesenskelette geschieht, was dem Film eine teilweise surreale Note verleiht. Wie auch in den Conan-Filmen kommt es zu vielen Schwerkämpfen, zwischendurch kämpfen Red Sonja und Kalidor auch gegen ein Wasserungeheuer. Auch die Gags sind wunderbar umgesetzt. Mit dem Film „Conan – Der Barbar“ lässt sich „Red Sonja“ nicht wirklich vergleichen bzw. wenn man ihn vergleichen möchte, würde Brigitte Nielsen eindeutig den Kürzeren ziehen.

Dennoch macht der Film Spaß. George McDonald Fraser, der in England vor allem durch seine historischen Sachbücher bekannt ist bzw. war und in den 70ern die Drehbücher zu den bekannten Musketier-Filmen mit Michael York schrieb, verfasste auch für „Red Sonja“ das Drehbuch. Ohne Schwarzenegger wäre der Film wahrscheinlich in Vergessenheit geraten, so aber wurde „Red Sonja“ zu einer kleinen Genre-Perle, die man sich immer wieder gerne ansieht.

Red Sonja. Regie: Richard Fleischer, Drehbuch: George McDonald Fraser, Produktion: Dino de Laurentis, Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Brigitte Nielsen, Sandahl Bergman, Paul L. Smith. USA 1985, 89 Min.

Black Adam – Es gibt auch noch schlechte Filme

Der Titel des Beitrags deutet es bereits an: „Black Adam“ ist alles andere als ein großer Wurf. Das liegt zum einen an der wenig originellen Handlung, die so vor sich hinplätschert. Zum anderen an den Schauspielern, die allesamt wirken, als hätten sie keine Lust.

In dieser Hinsicht wirkt der gesamte Film uninspiriert und lieblos. Ohne weiteres könnte man ihn als einen der schlechtesten DC-Filme bezeichnen. Zwar gibt es hier und da ein paar Gags, die auch anfangs zünden, doch danach verkommen die meisten Witze zu Rohrkrepierern. Die Dramaturgie wirkt wie krampfhaft zusammengeschustert und Dwayne Johnson wirkt in dem Film unglaublich deplatziert.

Nein, der Film macht keinen Spaß. Auch scheint Regisseur Jaume Collet-Serra, der auch das Drehbuch verfasste, nicht zu wissen, was er mit seinem eigenen Film sagen wollte. Alles bleibt dermaßen oberflächlich, dass man den Film nur noch als bloßes Produkt wahrnimmt.

Selbst Pierce Brosnan rettet den Film nicht, er wirkt genauso müde und gelangweilt wie das übrige Ensemble. Irgendwie scheint niemand so wirklich Lust auf die Produktion gehabt zu haben, das Einspielergebnis lag dann auch weit unter den Erwartungen, manche Filmexperten sprechen sogar von einem Flop. Warner Bros. versuchte die schlechten Zahlen schön zu reden, indem auf den Erfolg bei den Streaming-Diensten hingewiesen wurde, die Frage bleibt dennoch, ob es einen zweiten Black Adam-Film geben wird. Falls ja, dann bitte mit mehr Engagement.

Erschienen: Prähuman Band 26 – Das Tor zur Hölle

Neben den spannenden Horrorthrillern um Chefermittlerin Susan Gant, schreibt Carl Denning weiter an seiner Serie „Prähuman“, bei der soeben Band 26 erschienen ist. Dieses Mal reisen Frederic Tubb und sein Team nach Island. Auf dem Vulkan Hekla sind drei Wanderer spurlos verschwunden. Zwei Mitglieder der ominösen Organisation X, die dem Rätsel auf die Spur kommen wollten, wurden auf mysteriöse Weise ermordet. Einer der Vermissten hinterließ eine verstümmelte Videobotschaft, die nicht weniger sonderbar ist …

Was der Grenzwissenschaftler Frederic Tubb und seine beiden Mitarbeiter Maki Asakawa und Hans Schmeißer in Island erleben, ist einmal mehr recht spannend erzählt und bespickt mit dem herrlich skurrilen Humor, der für die Serie so typisch ist. Nicht zuletzt geizt der neue Band nicht mit vielen Überraschungsmomenten und wunderbaren Einfällen. Dennings Fantasie scheint in dieser Hinsicht keine Grenzen zu kennen.

Der Titel „Das Tor zur Hölle“, so viel kann man durchaus verraten, bezieht sich auf den volkstümlichen Namen Heklas. Denn im Mittelalter waren die Bewohner der Meinung, dass auf dem Vulkan Monster und Dämonen hausten. Der Name hat sich bis heute erhalten.

Band 26 macht jede Menge Spaß, die spannende, dichte Handlung hält einem bis zum Schluss in ihren Bann. Am liebsten würde man danach gleich Band 27 lesen, doch da muss man sich leider noch gedulden. Aber das Schöne an der Serie ist u. a., dass man die einzelnen Bände auch mehrmals lesen kann, ohne dass sie langweilig werden. Im Gegenteil, der Spaß und die Spannung bleiben stets erhalten. In diesem Sinne hat Carl Denning wirklich großartige Unterhaltung geschaffen.