The 80s: Die Mars-Chroniken (1980)

Ja, stimmt, die TV-Miniserie wurde bereits 1979 produziert. Allerdings kam sie erst 1980/81 ins deutsche TV. „The Martian Chronicles“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Ray Bradbury aus dem Jahr 1949. Bradbury bezeichnete die Serie als „just boring“, was im Grunde genommen bedeutet, dass ihm die filmische Umsetzung kein bisschen gefallen hat.

Doch heißt das nicht, dass die Serie schlecht ist. Im Gegenteil, die dreiteilige Serie ist absolute Spitzenklasse. Wer natürlich bei Science Fiction sofort an sinnloses Herumgeballer denkt, der kann gleich wieder abschalten. Wer aber mit einem tiefgründigen SF-Drama vorliebnehmen möchte, ist hier sehr gut aufgehoben.

Die Serie erzählt die Geschichte der Besiedlung des Mars, wobei Bradbury insgeheim als Blaupause die Besiedlung Nordamerikas durch die Europäer genommen hat. Daher führt die Ankunft der Erdenmenschen auf dem Mars zugleich zum Untergang der Marsmenschen, die an Pocken sterben. Dennoch geschehen immer wieder seltsame und teils unheimliche Zwischenfälle.

Unglaublich gut sind die surrealen Kulissen, welche die Reste der Marskultur darstellen: seltsame Säulen und bizarre geometrische Konstrukte weisen auf eine dem Menschen völlig fremde Kultur hin. Die Handlung selbst entwickelt sich langsam, wird von Mal zu Mal jedoch immer dichter. Colonel John Wilder ist dabei einer der wenigen, der die Richtigkeit der Besiedlung und den Umgang mit den Resten der Marskultur hinterfragt. Heutige Filme würden dies nur flüchtig aufgreifen, Regisseur Michael Anderson aber lässt in dieser Hinsicht den Figuren und ihren Gedanken viel Raum, was der Serie eben jene oben erwähnte Tiefgründigkeit verleiht.

Trotz Bradburys negativer Beurteilung gilt die Serie inzwischen als Klassiker. Getragen wird die Serie nicht nur durch Michael Andersons großartiger Regie und Richard Mathesons hervorragendem Drehbuch, sondern gleichzeitig durch erstklassige Schauspieler wie Rock Hudson, Roddy McDowall, Maria Schell und Gayle Hunnicutt. Kurz: sehr sehenswert.

The 80s: Die Fliege (1986)

George Langelaans Erzählung „Die Fliege“ (1957) gehört längst zu den Klassikern der Science Fiction-Literatur. Die eindringliche Geschichte eines Wissenschaftlers, der eine Technologie entwickelt hat, mit der man Gegenstände (und natürlich auch Lebewesen) teleportieren kann und sich bei einem Selbstversuch in eine menschliche Fliege verwandelt, wurde kurz nach ihrem Erscheinen von Kurt Neumann verfilmt. Mitte der 80er Jahre machte sich David Cronenberg daran, die Erzählung erneut zu adaptieren.

Dabei hielt er sich zwar nicht genau an die Vorlage, schuf aber dennoch einen wahren Leckerbissen für Horror- und natürlich auch SF-Fans. Mit gerade mal (bzw. hauptsächlich) drei Darstellern beinahe ein Kammerspiel, nutzt Cronenberg die Handlung, um grandiose Masken- und Puppeneffekte auf den Zuschauer loszulassen. Denn die Verwandlung von Seth Brundle in ein Fliegenmonster verläuft nach und nach – im Gegensatz zum Film aus den 50er Jahren.

Man mag sich nicht vorstellen, wie Pierce Brosnan in dieser Rolle gewirkt hätte, war er doch eigentlich dafür vorgesehen. Jeff Goldblum jedenfalls absolviert hier eine Performance, bei welcher der Zuschauer die Deformationen beinahe schon am eigenen Leib spürt. Ihm zur Seite steht Geena Davis, die nicht wie in der Erstverfilmung die Ehefrau, sondern eine Wissenschaftsjournalistin spielt, sich aber dennoch in Brundle verliebt. Ihre schauspielerische Leistung ist hier zwar nicht der Knaller, aber das Augenmerkt liegt sowieso auf ihren späteren Ehemann und den hervorragenden handgemachten Splattereffekten. Für Maske und Maskeneffekte gab es später verdienterweise den Oscar.

Alles in allem schuf Cronenberg (der Film wurde übrigens von Mel Brooks produziert) einen äußerst kurzweiligen Schocker, der immer wieder hervorragend unterhält.

The 80s: Red Sonja (1985)

Um dem schwedischen Fotomodel Brigitte Nielsen den Sprung ins Filmgeschäft zu ermöglichen, erhielt sie die Rolle der Red Sonja in dem gleichnamigen Spielfilm. Die Figur bezieht sich sowohl auf eine Kurzgeschichte von Conan-Erfinder Ronald E. Howard (1906 – 1936) als auch auf die Comic-Reihe von Roy Thomas. Hieß die Figur bei Howard Red Sonya, so änderte Thomas Ende der 70er Jahre den Namen für seine Comics um in Red Sonja.

Die Handlung ist im Hyborischen Zeitalter und damit im selben Universum wie die Conan-Filme angesiedelt. Es geht um einen Talisman, dessen Kraft die ganze Welt zerstören kann. Das Besondere: den Zauberstein können nur Frauen berühren, Männer sterben augenblicklich bei der Berührung. Der Stein wird von der bösen Königin Gedren gestohlen, da sie dadurch die Macht über die Welt erhalten möchte. Red Sonja versucht zusammen mit dem Barbaren Kalidor, den Stein zu vernichten.

Obwohl Brigitte Niesen die Hauptrolle spielte, war Arnold Schwarzenegger der Star des Films. Dies konnte „Red Sonja“ jedoch nicht vor dem finanziellen Misserfolg retten. Denn der von Richard Fleischer gedrehte Film spielte nicht einmal die Hälfte der Produktionskosten ein. Nicht nur das, Brigitte Nielsen erhielt für ihre Rolle die Goldene Himbeere. Auch die Kritiker mochten den Film nicht und zerrissen ihn praktisch in der Luft.

Doch „Red Sonja“ ist im Grunde genommen ein durch und durch unterhaltsamer Fantasyfilm, der die Welt der Barbaren mit viel Andeutungen darstellt, was z. B. durch bizarre Riesenskelette geschieht, was dem Film eine teilweise surreale Note verleiht. Wie auch in den Conan-Filmen kommt es zu vielen Schwerkämpfen, zwischendurch kämpfen Red Sonja und Kalidor auch gegen ein Wasserungeheuer. Auch die Gags sind wunderbar umgesetzt. Mit dem Film „Conan – Der Barbar“ lässt sich „Red Sonja“ nicht wirklich vergleichen bzw. wenn man ihn vergleichen möchte, würde Brigitte Nielsen eindeutig den Kürzeren ziehen.

Dennoch macht der Film Spaß. George McDonald Fraser, der in England vor allem durch seine historischen Sachbücher bekannt ist bzw. war und in den 70ern die Drehbücher zu den bekannten Musketier-Filmen mit Michael York schrieb, verfasste auch für „Red Sonja“ das Drehbuch. Ohne Schwarzenegger wäre der Film wahrscheinlich in Vergessenheit geraten, so aber wurde „Red Sonja“ zu einer kleinen Genre-Perle, die man sich immer wieder gerne ansieht.

Red Sonja. Regie: Richard Fleischer, Drehbuch: George McDonald Fraser, Produktion: Dino de Laurentis, Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Brigitte Nielsen, Sandahl Bergman, Paul L. Smith. USA 1985, 89 Min.

The 80s: Excalibur (1981)

Mitten in der Schlacht; „Excalibur“ (1981); © Warner

Eigentlich hatte John Boorman Tolkiens „Herr der Ringe“ verfilmen wollen, doch wurde das Projekt aus Kostengründen nicht weiter verfolgt. Allerdings verwendete er die Vorarbeiten für einen anderen Fantasy-Epos: „Excalibur“. Damit schuf er nicht nur einen der erfolgreichsten Fantasy-Filme der 80er Jahre, sondern beeinflusste mit der Machart auch spätere Produktionen bis hin zu Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Adaption.

„Excalibur“ galt 1981 als einer der brutalsten Filme. Grund dafür sind die recht heftigen Schlachtenszenen, in denen hier und da mal ein Arm verloren geht und das Kunstblut nur so herumspritzt. Boorman setzte damit einen Kontrastpunkt zu den Ritterfilmen der 50er Jahre, in denen die Helden stets frisch gewaschen sind und saubere Rüstungen anhaben. In „Excalibur“ sind die schweren Rüstungen voller Dreck, die Ritter schwitzen und kämpfen schnaufend und keuchend. Hinzu kommt die damals viel diskutierte Sexszene zwischen Uthar (dem Vater von König Arthur) und Igrayne. während in einer Parallelmontage der Fürst von Cornwall, mit dem Igrayne verheiratet ist, von Lanzen  durchbohrt wird.

Der Film ist eine Adaption von Thomas Malorys „König Arthur und die Ritter der Tafelrunde“ aus dem Jahr 1485. Unversehens wird Arthur König, als er das Schwert Excalibur aus dem Stein zieht. Er versammelt die besten Ritter um sich und bildet mit ihnen die Tafelrunde. Alles scheint gut zu verlaufen, doch nach und nach bricht seine Herrschaft zusammen. Grund dafür ist die Hexe Morgana, Arthurs Schwester, die ihn verzaubert und dabei mit ihm einen Sohn zeugt. Diesen möchte sie statt Arthur auf den Thron heben …

„Excalibur“ ist sehr aufwendig produziert, das Design der Rüstungen phänomenal und die Bildgestaltung, die teilweise an die Gemälde der Romantik erinnert, unglaublich ästhetisch. Hinzu kommt die sensationelle Dramatik, die dem Film fast schon etwas Opernhaftes verleiht. Eigentlich hätte der Film über drei Stunden dauern sollen, doch musste John Boorman den Film auf zwei Stunden kürzen.

König Arthur (Nigel Terry) bei der Hochzeit mit Guenevere (Cherie Lunghi); „Excalibur“ (1981); © Warner

Boorman entschied sich damals, die Rollen mit eher unbekannten Schauspielern zu besetzen, von denen manche heute zu den bekanntesten Darstellern Hollywoods zählen: Liam Neeson (in einer winzigen Nebenrolle), Patrick Steward, Helen Mirren und Gabriel Byrne. Ausgerechnet der Hauptdarsteller Nigel Terry sollte nicht wirklich davon profitieren. Seine spätere Karriere beschränkte sich auf TV-Serien und Nebenrollen.

„Excalibur“ ist schlicht und ergreifend ein wunderbarer Fantasyfilm, der bis heute nichts von seiner Gewaltigkeit verloren hat. Damals war er nominiert für die Goldene Palme, ging aber leider leer aus. Heute zählt der Film zu den Klassikern der 80er Jahre.

Excalibur. Regie u. Produktion: John Boorman, Drehbuch: Rospo Pallenberg, John Boorman, Darsteller:  Nigel Terry, Helen Mirren, Nicholas Clay, Cherie Lunghi, Nicol Williamson. USA 1981

The 80s: Shogun (1980)

Blackthorne (Richard Chamberlain) und Marika (Yoko Shimada) am Hof des Fürsten; „Shogun“ (1980); © CBS/Paramount

James Clavell (1924 – 1994) lieferte die literarische Vorlage für die längst zum Klassiker gewordene TV-Serie „Shogun“. Der Roman erschien 1975 und wurde wie alle seine Bücher (z.B. Noble House Hong Kong – 1988 verfilmt mit Pierce Brosnan) zu einem Bestseller. Die TV-Serie führte sozusagen dazu, dass auch die Leute den Namen James Clavell kannten, die keine Bücher lesen.

„Shogun“ war damals eine echte Sensation und hat auch heute nichts von seinem Reiz verloren. Als ich kürzlich die Serie nochmals gesehen habe, war ich erstaunt, an wie viele Szenen ich mich noch erinnern konnte. Von Serie zu sprechen, ist eigentlich nicht ganz richtig. Denn im Grunde genommen handelt es sich um einen mehr als zehnstündigen Spielfilm.

Es geht um den englischen Navigator John Blackthorne, dessen Schiff im Jahr 1600 vor der Küste Japans auf Grund läuft. Blackthorne und seine Mannschaft werden sofort gefangengenommen. Kurz darauf aber wird Blackthorne frei gelassen und an den Hof des Fürsten Yoshi Toranaga gebracht, wo er zum Samurai aufsteigt. Doch Blackthornes Beziehung zu der hübschen Mariko ist vielen ein Dorn im Auge. Währenddessen werden die Anzeichen für einen neuen Krieg zwischen den Feudalherren immer deutlicher.

Sowohl Roman als auch Serie basieren auf historischen Tatsachen. William Adams (1564 – 1620), wie die Hauptfigur ebenfalls Navigator, kam im Jahr 1600  nach Japan, wo er als erster Nicht-Japaner zum Samurai ernannt wurde.

Toshiro Mifune als Fürst Toranaga; „Shogun“ (1980); © CBS/Paramount

Eigentlich hätte Sean Connery die Hauptfigur John Blackthorne spielen sollen, sagte jedoch ab, da er nicht nach Japan wollte. Stattdessen wurde Richard Chamberlain engagiert, den Clavell erst nicht mochte, der dann aber über seine Darstellung Blackthornes überaus begeistert war. Der japanische Schauspieler Toshiro Mifune, der bis dahin vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Akira Kurosawa bekannt gewesen war, erlangte durch seine Rolle des Fürsten Toranaga internationale Bekanntheit. Mariko wird von Yoko Shimada gespielt, die in „Crying Freeman“ (1995) Marc Dacascos‘ Gegenspielerin war, ansonsten war ihre weitere Karriere, trotz ihrer sehr guten Englischkenntnisse, auf Japan beschränkt. Für ihre Rolle der Dame Mariko wurde sie 1980 mit dem Golden Globe ausgezeichnet. Richard Chamberlain erhielt ebenfalls einen Golden Globe für die beste männliche Hauptrolle.

„Shogun“ verbindet alles, was einen erstklassigen Film ausmacht: Spannung, Action, eine komplexe Handlung und eine unglaubliche Tiefe der Charaktere. Unerreicht finde ich, ist die zarte und dennoch überaus dramatische Liebesbeziehung zwischen Blackthorne und Marika.

Das Besondere an der Serie ist nicht nur, dass sie an Originalschauplätzen in Japan gedreht wurde, sondern dass die japanischen Dialoge nicht übersetzt wurden und es auch keine Untertitel gibt. Auf diese Weise wollte Regisseur Jerry London die außergewöhnliche Situation, in der sich Blackhtorne befindet, so darstellen, dass sich der Zuschauer besser in die Hauptfigur hineinversetzen kann, was tatsächlich funktioniert. Zugleich zeigt der Film, wie Blackthorne nach und nach die japanische Sprache und die Kultur lernt. Heutige Serien würden sich besonders für diese Aspekt nur wenig Zeit lassen. „Shogun“ jedoch geht hierbei auf fast minutiöse Weise vor, wobei auch der Humor nicht zu kurz kommt.

Keine andere Serie befasste sich so sehr mit der japanischen Geschichte und der damaligen Kultur wie eben „Shogun“. Die Serie kratzt nicht einfach an der Oberfläche, sondern taucht tief in die Gedankenwelt und kulturellen Merkmale ein, was „Shogun“ für jeden, der an Japan und dessen Geschichte interessiert ist, zur Pflicht macht. Interessanterweise floppte die Serie ausgerechnet in Japan. Dort interessierte man sich damals nicht so sehr für das Thema, ganz im Gegenteil zu Europa und den USA, wo die Serie Kultstatus erreichte.

Shogu. Regie: Jerry London, Drehbuch: Eric Bercovici, Produktion: James Clavell, Eric Bercovici, Darsteller: Richard Chamberlain, Toshiro Mifune, Yoko Shimada, John Rhys-Davis. USA/Japan 1980

The 80s: Wiedersehen mit Brideshead (1981)

Sebastian (Anthony Andrews), Julia (Diana Quick) und Charles (Jeremy Irons); „Wiedersehen in Brideshead (1981); © New KSM/Granada International

Wer den Roman „Wiedersehen mit Brideshead“ von Evelyn Waugh gelesen hat, vergisst diese unvergleichliche Familiengeschichte nicht so schnell wieder. Die wundervolle Geschichte des Studenten und späteren Malers Charles Ryder, der in die diversen Konflikte der Familie Flyte durch seine Freundschaft mit Sebastian Flyte hineingezogen wird, ist komisch und tragisch zugleich, halb Satire, halb Drama und stets umgeben von einer sanften Melancholie.

Ende der 70er Jahre nahm sich die englische Produktionsfirma Granada dieses Stoffes an und schuf daraus eine siebenteilige Serie, die gleich mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Auszeichnungen erhielt die Serie zurecht. Denn mit absoluter Sicherheit handelt es sich dabei um eine der besten Literaturverfilmugen überhaupt.

Cover der Jubiläumsausgabe

Während des Zweiten Weltkriegs wird Charles Ryder zu einem neuen Stützpunkt versetzt, in der Erwartung, bald an die Front zu müssen. Der neue Stützpunkt befindet sich direkt bei Brideshead, dem Haus, in dem er in den 20er und 30er Jahren nicht nur immer wieder Gast war, sondern im engen Kontakt zur Familie Flyte stand. Er erinnert sich an seine enge Freundschaft mit Sebastian, die jedoch aufgrund dessen Trunksucht zu Bruch ging, und an seine Beziehung zu Sebastians Schwester Julia. Der strenge Katholizismus der Mutter führte dazu, dass sich ihr Mann nach Venedig absetzte, wo er seitdem mit seiner Geliebten lebt. Auch die Kinder leiden unter dem religiös geprägten Verhalten der Mutter, was zu weiteren Konflikten führt.

Das größte Problem aber ist Sebastians zunehmender Alkoholismus, der die Familie auf eine weitere harte Probe stellt, weswegen die Hoffnungen auf Charles liegen. Dieser ist jedoch hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe zu Sebastian und den Erwartungen der Mutter. Als er diese nicht erfüllen kann, verstößt ihn die Mutter aus dem Haus. Doch zehn Jahre später begegnet er Julia auf einem Passagierschiff, was ihn erneut in Beziehung zur Familie Flyte bringt …

10 Jahre später; „Wiedersehen in Brideshead (1981); © New KSM/Granada International

Das Drehbuch, das vom englischen Schriftsteller John Mortimer verfasst wurde, wurde mehrfach umgeschrieben, bis es sich exakt an der Romanvorlage orientierte. Sogar die meisten Dialoge wurden aus dem Roman übernommen. Die Dreharbeiten dauerten insgesamt eineinhalb Jahre, da sie zwischendurch unterbrochen werden mussten. Jeremy Irons, der Charles Ryder spielt, arbeitete parallel dazu an einem Spielfilm, sodass er nicht immer zur Verfügung stand. Auch wurde der Regisseur zwischendurch gewechselt. Begann Michael Lindsay-Hogg mit den Dreharbeiten, so übernahm diese später der noch eher unerfahrene Charles Sturridge. Gedreht wurde in Oxford, Venedig, auf der Queen Elisabeth 2 und in Marokko. Castle Howard diente als Brideshead House.

Wie oben schon bemerkt, ist die Verfilmung des Romans von Evelyn Waugh über alle Maßen gut, dass man sie sich gerne immer wieder ansieht, genauso wie man den Roman immer wieder zur Hand nimmt, da die Geschichte von Charles Ryder und der Familie Flyte jedes Mal sehr bewegend, doch zugleich durchzogen ist von einem herrlichen Witz. Nicht nur die Hauptfiguren lassen einem nicht mehr los, sondern auch die Nebenfiguren, allen voran der exzentrische Anthony Blanche (hervorragend gespielt von Nickolas Grace) bleiben für immer im Gedächtnis.

Wie schon erwähnt, spielt Jeremy Irons, der damals noch am Anfang seiner Karriere stand, Charles Ryder. Sebastian wird von Anthony Andrews gespielt, Julia von Diana Quick und der älteste Sohn Lord Brideshead von Simon Jones, der u. a. auch durch seine Rolle des Arthur Dent in der Mini-Serie „Per Anhalter durch die Galaxis“ (1981) bekannt ist. Mit von der Partie sind ebenfalls Laurence Olivier als Vater, Claire Bloom als Mutter und John Gielgud als Charles‘ Vater.

In England zählt die TV-Serie längst zu den (Fernsehfilm-)Klassikern, in Deutschland jedoch ist sie leider fast völlig in Vergessenheit geraten.

Wiedersehen mit Brideshead (OT: Brideshead Rivisited). Regie: Michael Lindsay-Hogg, Charles Sturridge, Drehbuch: John Mortimer, Darsteller: Jeremy Irons, Anthony Andrews, Dians Quick, Simon Jones, Laurence Olivier, Claire Bloom, John Gielgud. England 1981

 

The 80s: Willow (1988)

Zeigt her eure Zähne: das Ungeheuer in „Willow“ ist ein echter Hingucker; „Willow“ (1988); © Lucasfilm/20th Century Fox/Walt Disney

Die Idee zu „Willow“ hatte George Lucas bereits seit Anfang der 70er Jahre. Doch erst Ende der 80er waren die visuellen Möglichkeiten vorhanden, um das Projekt umsetzen zu können. Trotzdem Lucas bekanntlich mit der damaligen Star Wars-Trilogie zu den erfolgreichsten Filmemachern zählte, wollte dennoch kein Studio seinen neuen Film mitfinanzieren. Erst 20th Century Fox entschloss sich, an dem Projekt teilzunehmen, und somit konnten die Dreharbeiten beginnen.

Es geht um den Zwerg Willow, der eines Tages ein Baby am Ufer eines Flusses findet. Die Bewohner des Dorfes, in dem Willow wohnt, haben Angst, dass dies Unglück über sie bringen könnte und fordern Willow auf, das Baby wegzubringen. Was niemand weiß: das Baby namens Elora ist eine große Gefahr für die böse Königin Baymorda. Daher hat sie ihre Reiter ausgesandt, um das Baby zu finden. Willow gerät daher von einer gefährlichen Situation in die andere, wobei ihn der Schwertkämpfer Madmartigan unfreiwillig unterstützt.

„Willow“ wurde zu einem recht großen Erfolg, auch wenn sich George Lucas mehr erhofft hatte. Doch die Fantasy-Welle war Ende der 80er längst wieder am abklingen. Erst durch „Herr der Ringe“ (2001) sollte sie wiederbelebt werden. Die Kritiken waren damals eher negativ als positiv, besonders Warwick Davis kam dabei schlecht weg. In der Tat überzeugt er in seiner Rolle des Willow eher wenig, seine Figur wirkt zu einseitig, ja im Gegensatz zu den anderen Figuren, fast schon fad. Das liegt jedoch nicht an ihm, sondern eben an der schlecht konzipierten Rolle. Denn das Warwick Davis hervorragend schauspielern kann, zeigte er u. a. in „Leprechaun“ (1993).

Willow und seine Gefährten; „Willow“ (1988); © Lucasfilm/20th Century Fox/Walt Disney

Insgesamt aber ist „Willow“ eine nette und witzige Mischung aus Fantasy und Abenteuer, dessen Höhepunkt nicht das Finale, sondern der Kampf in der Festung Bavmorda darstellt, in der es Willow und Madmartigan nicht nur mit den bösen Soldaten der Königin Baymorda zu tun bekommen, sondern ebenso mit fiesen Trollen und einem zweiköpfigen Riesendrachen, dem wahrscheinlich hässlichsten Monster der Filmgeschichte. Hier kommen die großartigen Spezialeffekte so richtig zur Geltung. Jedenfalls wirkt das eigentliche Finale im Gegensatz zu diesem wilden und sehr gut inszenierten Kampfgetümmel eher mager und einfallslos. – Dennoch ist der Film recht sehenswert, auch wenn er mit Sicherheit kein Meisterwerk ist.

Willow. Regie: Ron Howard, Drehbuch: Bob Dolman, Produktion: George Lucas,  Darsteller: Warwick Davis, Val Kilmer, Joanne Whalley, Billy Barty, Jean Marsh. USA 1988

The 80s: Palast der Winde (1984)

Ashton (Ben Cross) und Anjuli (Amy Irving); „Palast der Winde“ (1984); © Concorde/Goldcrest

Für Christopher Lee gehörte Peter Duffell zu den britischen Regisseuren, die nicht den Rang innehatten, der ihnen eigentlich gebührte. In der Tat kam Duffell nie aus dem TV-Bereich heraus. Seine einzige Großproduktion war die Verfilmung des Romans „Palast der Winde“ von M. M. Kaye (1908 – 2004).

In diesem dreiteiligen TV-Film offenbarte Peter Duffell, dass man ihn in der Tat zu den großen Regisseuren zählen müsste. Aus dem tausendseitigen Bestseller (der Roman erschien 1978), schuf Duffell einen großartigen Abenteuerfilm, in dem sich schöne Landschaftsaufnahmen, wilde Kämpfe und leidenschaftliche Romantik die Klinke in die Hand geben.

Es geht um den Engländer Ashton Pelham-Martyn, der unter dem Namen Ashok in Indien als Hindu erzogen wird, was ihn später bei seinen Landsleuten zum Außenseiter abstempelt. Während seiner Kindheit war er mit dem Mädchen Anjuli befreundet, einer Prinzessin, deren Mutter Russin gewesen ist. Als Erwachsener kehrt Ashton nach Indien zurück, um in der britischen Armee zu dienen, doch sein freundliches Verhalten gegenüber den Einheimischen gefällt nicht jedem in der Armee.

Eines Tages erhält er den Auftrag, einen Hochzeitszug zweier Prinzessinnen zu begleiten, der quer durch Indien zieht. Was Ashton völlig unerwartet erfährt, ist, dass eine der jungen Frauen Anjuli ist. Von da an befindet sich Ashton im Konflikt zwischen der ihm auferlegten Pflicht und seiner Liebe zur Prinzessin.

Man kann es nur wiederholen: „Palast der Winde“ (der Originaltitel lautet „The far Pavilions“) ist ein wunderbarer, aufregend inszenierter Abenteuerfilm. Ashton gerät von einer brenzligen Situation in die nächste, wobei er auch diverse Kämpfe bestehen muss. Als er am Schluss seiner militärischen Laufbahn als Spion nach Afghanistan abkommandiert wird, kommt es zu einer packenden Schlacht um die englische Botschaft.

Englisches Buchcover des Bestsellers von M. M. Kaye

Trotz Staraufgebot (Ben Cross als Ashton, Amy Irving als Anjuli, Christopher Lee als Rao-Sahib, Omar Sharif als Koda Dad), war das Interesse an der Romanverfilmung weniger groß, als sich die Produktionsfirma Goldcrest erhofft hatte. Den Produktionskosten von knapp 7 Millionen Pfund standen Einnahmen von knapp 5 Millionen Pfund gegenüber. Nach und nach aber entwickelte sich die Miniserie zu einem echten Klassiker.

Um doch noch einen Gewinn zu erzielen, brachte Goldcrest die Serie damals nochmals als einen auf 90 Minuten zusammengeschnittenen Spielfilm heraus, doch geriet diese Version schnell wieder in Vergessenheit.

Der Regisseur Lovecrafts – Zum Tod von Stuart Gordon

Jeffrey Combs in seiner bekanntesten Rolle als Herbert West; „Re-Animator“ (1985); © Laser Paradise

Stuart Gordon wandte sich dem Theater zu, da er keinen Platz in den Filmkursen der Universität von Wisconsin erhielt. Bekannt wurde Gordon durch seine Organic Theater Company, die er 1969 zusammen mit seiner Frau gründete. Sowohl klassische als auch moderne Stücke gehörten und gehören zum Repertoire der Kompanie. 2011 erregte das Ensemble durch das „Re-Animator“-Musical Aufsehen, das mehrfach vor vollem Haus aufgeführt und mit dem Saturn Award ausgezeichnet wurde.

Zum Film gelangte Stuart Gordon 1985. Sein Freund Brian Yuzna engagierte ihn als Regisseur für den inzwischen zum Klassiker gewordenen „Re-Animator“. Die Machart der Lovecraft-Adaption sollte nicht nur wegweisend für das Horrorgenre sein, sondern auch den weiteren Stil von Gordon bestimmen: eine Mischung aus skurrilen Ideen, erstaunlichen Effekten und schwarzem Humor. Der grandiose Erfolg seines Debuts führte 1986 zu einer weiteren Adaption einer Lovecraft-Erzählung mit dem Titel „From Beyond“.

Doch auch Misserfolge änderten nichts an der Zusammenarbeit zwischen Stuart Gordon und Brian Yuzna. Im Gegenteil, denn nach dem Flop „Dolls“ (1987), in dem sechs Menschen während eines Gewittersturms in einem verlassenen Haus Schutz suchen, nicht ahnend, dass dort unheimliche Puppen ihr Unwesen treiben, drehten beide ihre einzige gemeinsame Großproduktion mit dem Titel „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ (1989) und landeten mit der Walt Dinsey-Produktion einen Megaerfolg.

Dennoch hielt es weder Stuart Gordon noch Brian Yuzna in der Welt der großen Studios. Zwar produzierte Gordon noch das Sequel „Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby“ (1992) und führte Regie bei dem SF-Film „Fortress“ (1992), doch wandte er sich danach wieder den Lovecraft-Themen zu.

1995 drehte er daher „Castle Freak“, nach der Kurzgeschichte „Der Außenseiter“ von Lovecraft. Erneut spielte Jeffrey Combs die Hauptrolle. Auch wenn der Film nur im Ansatz Lovecrafts Idee wiedergibt, so gehört der Film zu den besten Werken Stuart Gordons, vermischt er darin doch gekonnt klassischen Grusel mit modernem Horror, wobei natürlich die unvergessliche Ganzkörpermaske des Castle Freaks (gespielt von Jonathan Fuller) eindeutig hervorsticht.

Im Jahr 2001 verfilmte Stuart Gordon Lovecrafts Roman „Schatten über Innsmouth“ unter dem Titel „Dagon“. Zwar vermengt Gordon den Roman mit den typischen Merkmalen des Teeny-Horrors, dennoch ist der Film eine Art Verneigung vor dem Meister der amerikanischen Horrorliteratur, indem sich Gordon stärker auf Lovecrafts Gesamtwertk bezieht als in seinen früheren Filmen

Stuart Gordon (1947 – 2020) wird für immer als der Regisseur in Erinnerung bleiben, der die Ideen H. P. Lovecrafts am eindrucksvollsten auf die Leinwand brachte. Nicht nur das, denn sein Stil prägt bis heute viele Regisseure.

The 80s: Straßen in Flammen (1984)

Tom (Michael Páre) und Ellen (Diane Lane); „Streets of Flame“ (1984); © Universal Pictures

Es gibt Filme, die filmhistorisch bedeutsam sind, zur Zeit ihrer Veröffentlichung aber gnadenlos floppten. Dieses Schicksal „genießt“ Walter Hills Mischung aus Motorradgang- und Noir-Film „Streets of Fire“ aus dem Jahr 1984.

Damals spielte der Film gerade einmal die Hälfte seiner Produktionskosten ein. Heute zählt der Film zu den bedeutensten der 80er Jahre. Grund dafür ist, dass damals ein neuartiges Filmmaterial verwendet wurde, womit Nachtaufnahmen praktisch ohne zusätzliche Beleuchtung gedreht werden konnten, was zur außergewöhnlichen Farbgebung des Film und auch späterer Filme beitrug.

„Straßen in Flammen“ ist in einer Quasi-50er-Jahre-Epoche angesiedelt, vermischt diese Elemente jedoch mit dem Stil der 80er Jahre. Es geht um die Bomber, eine Motorradgang, die eine Stadt terrorisiert. Eines Tages entführt Raven, der Anführer der Gang, die Sängerin Ellen. Dies führt dazu, dass Reva ihren Bruder Tom bittet, in die Stadt zu kommen, um zu helfen, Ellen aus den Fängen der Gang zu befreien. Tom kommt der Bitte nach, immerhin war Ellen früher einmal seine Freundin. Schließlich stehen sich Raven und Tom gegenüber …

Wer einmal Willem Defoe in schwarzer Latexlatzhose sehen möchte, der ist bei „Straßen in Flammen“ genau richtig. Eigentlich ist das Kostüm eich echter Hingucker und stellt alles andere in den Schatten, besonders, da Defoe darin wie ein wirklicher Bösewicht aussieht. Doch unabhängig davon, spielt Willem Defoe als Raven so ziemlich alle übrigen Schauspieler gegen die Wand. Sogar Rick Moranis, der hier ausnahmsweise nicht für die Comedyeinlagen zuständig ist, sondern Billy Fish, einen schleimigen Manager, der es nur aufs Geld abgesehen hat, spielt. Allerdings nimmt man ihm die Rolle nicht ganz ab, irgendwie wirkt er immer wieder unbeholfen.

Ein Beispiel für die großartige Optik des Films; „Streets of Flame“ (1984); © Universal Pictures

Wirklich hervorragend ist allerdings die Optik des Films, die gekonnt den klassischen Noir-Stil mit den Neonfarben der 80er Jahre vermischt, was dazu führt, dass hin und wieder ein in leichten Ansätzen „Blade Runner“-artiges Gefühl aufkommt. Sehr gut choreographiert sind die einzelnen Actionsequenzen. Für den Endkampf zwischen Raven und Tom benötigte die Crew ganze zwei Wochen, bis er im Kasten war.

Walter Hill überließ praktisch nichts dem Zufall, sondern sorgte dafür, dass auch wirklich alles genauso funktionierte, wie er es haben wollte. Diese Sorgfalt führt letztendlich zu den großartigen Bildkompositionen, in denen der Film geradezu schwelgt und für die „Straßen in Flammen“ berühmt geworden ist.