J-Pop: „Sakura“ von Ketsumeishi

Die Band Ketsumeishi wurde 1993 gegründet. Der Name der Band leitet sich von einem chinesischen Heilkraut ab. Die Idee dazu kam den vier Mitgliedern, als sie ein Pharmazielexikon durchblätterten – drei der Mitglieder haben Pharmazie studiert.

Emi Suzuki in dem Video „Sakura“; © Avex/Ketsumeishi

Bekannt wurde Ketsumeishi durch ihre Mischung aus Pop und Rap sowie ihre Musikvideos, in denen bekannte Darsteller und Models mitwirken. Am erfolgreichsten erwies sich dabei der Song „Sakura“, der es in Japan 2005 auf Platz zwei schaffte.

Zu dem Song existieren zwei Musikvideos. Während das erste eine recht kitschige Story besitzt (Mädchen möchte K-Pop-Star werden), so wurde die zweite Visualisierung weitaus bekannter. Grund dafür ist nicht nur die neu konzipierte Handlung, sondern ebenso die Darsteller: Film- und Theaterschauspieler Masato Hagiwara und Model Emi Suzuki.

Er erzählt ihr von seinen Träumen und Hoffnungen; ©Avex/Ketsumeishi

Der Song schildert die Erinnerung an eine frühere Beziehung, die während der Kirschblütenzeit begann und dort auch ihr Ende fand. Der Grund für das Auseinandergehen wird skizzenhaft angedeutet: beide waren recht naiv gewesen und hatten sich daher gegenseitig falsche Hoffnungen gemacht.

Gekonnt setzt das Video das Thema um. Der Mann, der eigentlich Regisseur werden wollte, arbeitet nun als gewöhnlicher Angestellter in einem Büro. Seine frühere Freundin arbeitet nun in einer Bibliothek – als sich beide trafen, war sie in einem Buchladen angestellt. Das Video schildert nun, wie sich der Mann an die frühere Beziehung erinnert, während er eine herabgefallene Kirschblüte betrachtet: sein Wunsch, Regisseur zu werden, seine zufällige Begegnung mit der Buchhändlerin und wie er sie für einen seiner Filme gewann. Doch das Projekt scheitert, was zugleich zu einem Ende der Beziehung führt.

Ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft; © Avex/Ketsmeishi

Somit erzählt der Song (indirekt) sowie das Video (in Andeutungen) von Träumen, die sich nicht erfüllt haben, von falschen Vorstellungen vom Leben an sich, die letztendlich mit der harten Realität kollidieren, sowie von zerschlagenen Hoffnungen. All dies macht den Song und das Video zu einem melancholischen Rückblick auf die Vergangenheit sowie die Wege, die man gegangen ist oder die einem versperrt wurden.

Da die Kirschblütenzeit klarerweise immer wieder kehrt, so kehrt auch der Song sowie das Video jährlich ins mediale Gedächtnis bzw. (was den Song betrifft) in die Charts zurück. Sehenswert ist das Video allemal.

Die Träume zerbrechen an der Realität; © Avex/Ketsumeishi

FuBs Fundgrube: Herumgestöbert

Über die Autorin Frances Fyfield habe ich bis vor kurzem überhaupt nichts gewusst. Inzwischen habe ich erfahren, dass sie eine der bekanntesten Krimiautoren Englands ist. Auf Deutsch gibt es leider ihre Bücher (wenn überhaupt) nur noch antiquarisch. Auf diese Weise kam ich auch zu ihrem Roman „Dunkle Strömung“ aus dem Jahr 2000. Um es kurz zu machen: Der Roman ist erstklassig.

Es geht um Henry Evans, der in die kleine Küstenstadt Warbling kommt, da er in der Nähe einen Job angenommen hat. In Warbling wohnt auch eine frühere Freundin von ihm, von der er jedoch seit 20 Jahren nichts mehr gehört hat. Völlig irritiert erfährt er, dass Francesca Chisholm im Gefängnis sitzt, da sie ihren Sohn umgebracht hat. Henry glaubt dennoch, dass Francesca unschuldig ist und versucht, herauszubekommen, was vor fünf Jahren wirklich geschehen ist.

Ein großartiger Schreibstil, eine wunderbare Geschichte, skurrile Figuren und erstklassige Dialoge – der Roman hat mich schlicht und ergreifend umgehauen. Hinzu kommt ein subtiler Humor sowie satirische Einschübe, in denen sich Fyfield lustig über ihre Landsleute macht. Für mich gehört „Dunkle Strömung“ zu den besten Romanen, die ich dieses Jahr gelesen habe.

Enttäuschend war dagegen der Roman „Das Grab im Moor“ von Belinda Bauer (keine Deutsche, sondern Engländerin), den ich ebenfalls antiquarisch erstanden habe. Der hochgelobte Roman um einen Jungen, der im Moor nach dem Grab seines ermordeten Onkels sucht und dabei in die Fänge eines Serienmörders gerät, entpuppte sich als eine Geschichte, die zum einen zu oft auf der Stelle tritt und zum anderen komplett vorhersehbar ist. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

FuBs Fundgrube: „In der Nacht“ von Dennis Lehane

Dennis Lehane ist vor allem durch seine beiden Romane „Shutter Island“ und „Mystic River“ bekannt, die beide auch verfilmt wurden. 2012 verfasste er einen weiteren Roman mit dem Titel „In der Nacht“ (OT: Live by Night), der ebenfalls für die Leinwand adaptiert wurde und der 2015 im Diogenes Verlag auf Deutsch erschien.

Die Geschichte spielt zwischen den Jahren 1926 und 1935. Es geht darin um Joe Coughlin, der sich langsam zu einem der mächtigsten Gangster hocharbeitet. In Boston noch als kleiner Ganove tätig, trifft er im Gefängnis auf den Gangsterboss Maso, der ihn später nach Florida schickt, um dort das Syndikat zu vertreten. Schnell baut Joe seine Macht aus, was aber nicht jedem gefällt. Auch nicht Maso …

Man könnte „In der Nacht“ als historischen Roman bezeichnen, als Krimi, als Gangsterepos oder auch als alles zusammen. Denn alle genannten Aspekte machen den Roman zu einem spannenden und äußerst unterhaltsamen Leseerlebnis.

Lehane zeichnet seine Figuren vielschichtig und überaus lebendig, hinzu kommen großartige Dialoge und natürlich ist da die Handlung selbst, die nicht weniger vielschichtig und lebendig daherkommt, sodass man sich stets mitten im Geschehen fühlt. Der schnelle, regelrecht fließende Stil, in dem der Roman verfasst ist, reißt einen von der ersten Zeile an mit – und von da an ist es äußerst schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Bis aufs I-Tüpfelchen genau hat Dennis Lehane das historische Drumherum recherchiert, was dem Roman seinen zusätzlichen Reiz verleiht.

2016 verfilmte Ben Affleck den Roman unter seinem Originaltitel, kam jedoch nicht mit den vielen Themen zurecht, sodass er sie nicht miteinander verwob, sondern sie wie auf einer Liste nach einander abhakte. Eine Besprechung findet sich auf unserem Blog, wer Interesse hat, einfach mal danach stöbern. Der Roman jedoch ist absolute Spitzenklasse. Trotz der fast 600 Seiten (genau gesagt 583 Seiten) hat man ihn in wenigen Tagen durch.

FuBs Fundgrube: „Gnade deiner Seele“ von Lisa Unger

Bei den ins Deutsche übersetzten Kriminalromanen denken sich deutsche Verleger immer wieder gerne Titel aus, die mit dem Originaltitel in keiner Weise übereinstimmen. So lautet der englische Titel „Darkness, my old friend“. Der Goldmannverlag machte daraus „Gnade deiner Seele“. So viel zum Thema Kreativität.

Wie bei den meisten Vorstellungen in der Rubrik FuBs Fundgrube, habe ich das Buch antiquarisch erstanden. Lisa Unger hielt ich zunächst dem Namen nach für eine deutsche Autorin, aber weit gefehlt. Den biografischen Daten nach lebt sie in New York. Der Roman „Gnade deiner Seele“ (erschienen 2012) handelt um die sonderbaren Vorgänge in der Kleinstadt The Hollows. 1987 ist dort eine Mutter spurlos verschwunden. Doch 20 Jahre später wird der Fall plötzlich wieder neu aufgerollt. Denn der Sohn der vermissten Marla Holt ist nach The Hollows zurückgekehrt, um sich der Vergangenheit zu stellen. Ausgerechnet der frühpensionierte Polizist Jones Cooper soll in dem Fall ermitteln. Aber auch ein Privatdetektiv geht zusammen mit einem Medium der Sache nach …

Lisa Ungers Roman kann man sowohl als einen Kleinstadtroman lesen als auch als Krimi. Zunächst glaubt man, dass die Thrillerautorin einen auf Richard Russo macht, der sich ja ebenfalls mit dem Leben in Kleinstädten befasst. Doch dann schleichen sich eben jene merkwürdigen und kriminellen Geschehnisse in die Handlung ein. Aber auch ohne diese Thrillerelemente hätte „Gande deiner Seele“ gut funktioniert. Denn Lisa Unger beschreibt das Leben in The Hollows sehr amüsant und liefert dabei vielschichtige Figuren ab, die alle in die Geschehnisse um Marla Holt verwickelt sind.

Zugleich scheint der Roman eine Art Hommage an das Mystery-Genre im Allgemeinen zu sein. So tragen die meisten Figuren Namen anderer bekannter Figuren aus dem Horror- und Thrillergenre. An erster Stelle hierbei ist natürlich Cooper zu nennen, der den Nachnamen der Hauptfigur aus „Twin Peaks“ trägt. The Hollows dient als Anspielung auf Washington Irvings Erzählung „Die Legende von Sleepy Hollow“. Nicht zuletzt verweisen die Minen auf den Horrorfilmklassiker „My bloody Valentine“ (1981).

Interessanterweise, stöbert man durch entsprechende Foren, wurde der Roman von den meisten Lesern schlecht bewertet und als langweilig empfunden. Dem kann ich mich absolut nicht anschließen. Ich finde „Gnade deiner Seele“ sehr unterhaltsam und auch spannend. Getragen wird die Handlung natürlich von den wunderbar konzipierten Figuren. Schon allein auf diese Weise macht das Lesen des Romans Spaß.

Fubs Fundgrube: „Maskeraden“ von Hans Flesch-Brunningen

Hans Flesch-Brunningen (1895 – 1981) bildet innerhalb der österreichischen Literatur einen Sonderstatus. Als freier Autor emigrierte er nach der Machtergreifung nach England, wo er nach einiger Zeit seine literarische Tätigkeit wieder aufnahm – dieses Mal allerdings nicht in deutscher, sondern in englischer Sprache. Im deutschsprachigen Raum geriet Flesch-Brunningen daher mehr oder weniger in Vergessenheit. Erst jetzt ist es der Edition Atelier zu verdanken, dass Hans Flesch-Brunningens Werke ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht werden.

In dem Roman „Maskerade“, der in England 1939 unter den Titeln „Masquerade“ als auch „The Blond Spider“ erschien, zeigt sich Flesch-Brunningen als erstklassiger Thrillerautor. Es geht um den Schriftsteller Martin Boldt, der zusammen mit seiner Frau Rosika das schöne Leben in Rom genießt. Im Sommer beschließen sie, der Hauptstadt den Rücken zu kehren, um in den Bergen ein wenig Abkühlung zu finden. Auf ihrer Reise allerdings drängt sich ihnen immer wieder der geheimnisvolle Deutsche Gerhart Hesmert auf. Was verbirgt Hesmert vor Boldt und Rosika? Auf jeden Fall wird Hesmert von Tag zu Tag unruhiger und die Situation bedrohlicher …

„Maskerade“ ist eine Mischung aus Noir-Krimi und (Polit-)Thriller, der einen von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Boldt hält sich selbst für unpolitisch, doch wird ihm gerade dies zum Verhängnis, als verschiedene Zeitungen seine Artikel nicht mehr drucken wollen. Mit dem wenigen Geld, das er noch hat, reist er zusammen mit Rosika durch Italien, in der Hoffnung, dass bald alles wieder besser wird.

Ihre Situation wird jedoch immer sonderbarer, da sie an eine Reihe rätselhafter Personen geraten, die ihnen anscheinend helfen wollen. Hinzu kommt eine zunehmende Spannung zwischen Rosika und Boldt, da Hesmert sich mehr und mehr an Rosika heranmacht. Boldts Frau wird dadurch als eine Art Femmes Fatales skizziert, die in keinem Noir-Thriller fehlen darf und hier eine nicht weniger rätselhafte Aura erhält.

Wer ist gut, wer böse? Wer betrügt wen? Je weiter die Handlung voranschreitet, desto beklemmender wird sie. Dadurch bekommt „Maskeraden“ eine unglaubliche Dichte, welche den gesamten Roman über anhält, verbunden mit einer knisterten Erotik, welche zwischen den Figuren herrscht. Für mich war „Maskerade“ eine großartige Entdeckung. Die zunehmende Albtraumhaftigkeit des Geschehens lässt einen nicht mehr los. Ein großartiger Krimi und ein großartiger Thriller.

FuBs Fundgrube: „Hüter des Todes“ von Lincoln Child

Lincoln Child und Douglas Preston gehören seit Jahren zum festen Bestandteil des Thrillergenres. Sowohl gemeinsam als auch alleine schmeißen sie einen Roman nach dem anderen raus. Am bekanntesten von ihnen ist noch immer „Relict“, der auch verfilmt wurde. Kürzlich stieß ich auf einem Bücherflohmarkt auf „Hüter des Todes“ von Lincoln Child, erschienen im Jahr 2013. „Nullpunkt“ aus der Jeremy Logan-Reihe hat mir recht gut gefallen, auch „Hüter des Todes“ ist recht kurzweilige Unterhaltung.

Der Spezialist fürs Übernatürliche Jeremy Logan reist diesmal in das Sumpfgebiet des Sudan, um an heimlichen Ausgrabungen teilzunehmen. Der Millionär Porter Stone ist bei seinen Recherchen auf das Grab des ersten Pharao gestoßen. Doch seit Beginn der Ausgrabungen kommt es zu seltsamen Zwischenfällen …

Wie gesagt, der Roman ist durchweg unterhaltsam, weist keinen einzigen Durchhänger auf und lässt sich sehr schnell lesen. Das Problem an „Hüter des Todes“ ist der Ernst, mit dem Child die Handlung versieht. Aus diesem Grund geraten manche Situationen und Dialoge unfreiwillig komisch, z.B. wenn Logan sich damit brüstet, das Geheimnis um das Ungeheuer von Loch Ness gelüftet zu haben.

Hinzu kommen mehrere Logikfehler, sodass man annehmen muss, dass der Roman bereits im Original nicht richtig lektoriert wurde, frei nach dem Motto: das Buch wird sowieso verkauft. Im Deutschen machen sich dann auch ein paar Patzer in der Übersetzung bemerkbar, sodass die Sache mit dem Lektorieren bei uns seine Fortsetzung findet.

Da Lincoln Child sich ja auf gewisse historische Fakten beruft, müsste man annehmen, dass das, was er über das Alte Ägypten von sich gibt, auch irgendwie wissenschaftlich belegt ist. Daher kommt das Beste wie immer zum Schluss: In der Nachbemerkung schreibt Child, dass er alles so hingebogen habe, dass es besser in die Handlung passen würde. Will heißen, kaum etwas von dem, was er über Hieroglyphen usw. schreibt, ergibt einen Sinn.

Trotzdem hat das Lesen Spaß gemacht. Als reine Unterhaltungsromane taugen Child und Preston beinahe immer. Da werden oben skizzierte Fehler zur Nebensache, besonders wenn man das Buch antiquarisch erwischt.

FuBs Fundgrube: „Schatten der Nacht“ von John Saul

Wer John Sauls „Schatten der Nacht“ (2006) gelesen hat, wird sich wahrscheinlich gefragt haben, ob er den Roman nicht schon früher einmal gelesen hat. So erging es zumindest mir, denn kurz davor las ich „Kind der Hölle“ (1999) desselben Autors. Interessanterweise scheint dies niemanden, nicht einmal die üblichen Literaturkritiker, gestört zu haben.

John Saul gehört neben Stephen King, Peter Straub und Dean R. Koontz zu den erfolgreichsten Horrorautoren der USA. Während sich die drei anderen Autoren in ihren Romanen mit bestimmten Themen beschäftigen, so geht es John Saul einzig und allein um die Unterhaltung. Dies macht er erstklassig, besonders seine Romane aus den 80er Jahren sind hierbei erwähnenswert, besonders, da seine Figuren keineswegs oberflächlich bleiben.

Das Problem bei Saul ist jedoch, dass er stets dieselben Figurenkonstellationen verwendet: Ehepaar mit Sohn und Tochter. Jedoch verzeiht man ihm dies, da wie gesagt seine Romane sehr spannend und unterhaltsam sind. Bei „Schatten der Nacht“ allerdings hat er gewissermaßen den Vogel abgeschossen. Denn der Roman ist teilweise so sehr mit „Kind der Hölle“ identisch, dass es sich beinahe um ein „Remake“ handeln könnte.

Natürlich gibt es auch Unterschiede: während in „Kind der Hölle“ die Protagonisten ein Haus erben, handelt es sich bei dem neueren Roman um ein Ferienhaus, das ein Ehepaar mit zwei Kindern mietet. Doch dann gibt es bei beiden den Einsiedler, der irgendwie in Verbindung mit dem Haus steht, in beiden Romanen wird als erstes eine arme Katze getötet, in beiden Romanen kommt der besorgte Bürgermeister und der Sheriff vor. Manche Situationen sind dermaßen gleich, dass man sich nur noch wundert.

Doch unabhängig davon, gehört „Schatten der Nacht“ eindeutig zu Sauls schwächeren Büchern. Der Roman ist zwar sehr flüssig geschrieben und man liest ihn weg wie nichts, doch geschieht so gut wie gar nichts. Die grundlegende Idee ist zwar nicht schlecht, doch hat Saul sie einfach nicht für eine vielseitigere Handlung und mehr Spannung genutzt. Folgt man der Meinung mancher Rezensenten aus den USA, so scheint es sich um ein Jugendbuch zu handeln, das in Deutschland jedoch als Horrorroman für Erwachsene vermarktet wurde. Wie auch immer, „Schatten der Nacht“ kann man lesen, muss man aber nicht.

Erschienen: Prähuman Band 26 – Das Tor zur Hölle

Neben den spannenden Horrorthrillern um Chefermittlerin Susan Gant, schreibt Carl Denning weiter an seiner Serie „Prähuman“, bei der soeben Band 26 erschienen ist. Dieses Mal reisen Frederic Tubb und sein Team nach Island. Auf dem Vulkan Hekla sind drei Wanderer spurlos verschwunden. Zwei Mitglieder der ominösen Organisation X, die dem Rätsel auf die Spur kommen wollten, wurden auf mysteriöse Weise ermordet. Einer der Vermissten hinterließ eine verstümmelte Videobotschaft, die nicht weniger sonderbar ist …

Was der Grenzwissenschaftler Frederic Tubb und seine beiden Mitarbeiter Maki Asakawa und Hans Schmeißer in Island erleben, ist einmal mehr recht spannend erzählt und bespickt mit dem herrlich skurrilen Humor, der für die Serie so typisch ist. Nicht zuletzt geizt der neue Band nicht mit vielen Überraschungsmomenten und wunderbaren Einfällen. Dennings Fantasie scheint in dieser Hinsicht keine Grenzen zu kennen.

Der Titel „Das Tor zur Hölle“, so viel kann man durchaus verraten, bezieht sich auf den volkstümlichen Namen Heklas. Denn im Mittelalter waren die Bewohner der Meinung, dass auf dem Vulkan Monster und Dämonen hausten. Der Name hat sich bis heute erhalten.

Band 26 macht jede Menge Spaß, die spannende, dichte Handlung hält einem bis zum Schluss in ihren Bann. Am liebsten würde man danach gleich Band 27 lesen, doch da muss man sich leider noch gedulden. Aber das Schöne an der Serie ist u. a., dass man die einzelnen Bände auch mehrmals lesen kann, ohne dass sie langweilig werden. Im Gegenteil, der Spaß und die Spannung bleiben stets erhalten. In diesem Sinne hat Carl Denning wirklich großartige Unterhaltung geschaffen.

Unheimliches für Halloween: Die Horrorromane und Horrorthriller von Carl Denning

Der Horrorautor Carl Denning ist vor allem bekannt für seine spannenden und unheimlichen Horrorthriller mit Chefinspector Susan Gant. Bisher sind sechs Romane erschienen, der siebte ist in Vorbereitung. Doch auch seine anderen Romane stehen in Sachen Grusel und Spannung in nichts nach. Ob der Spukhausroman „Blutige Schatten“, der Mystery-Thriller „Darkmoore“ oder der in den Alpen spielende Horrorroman „Todesstation“ – Carl Denning bietet stets beste Unterhaltung und muss sich vor den Großen der Horrorliteratur nicht verstecken. Gehandelt wird Denning noch immer als Geheimtipp, ein Grund mehr, sich auf seine unheimlichen Thriller und Horrorromane einzulassen. Wir finden, Halloween ist genau die richtige Zeit dafür … :)

FuBs Fundgrube: „Gezeiten des Winters“ von James P. Blaylock

Autoren haben manchmal auch so ihre Tiefs. Ganz besonders trifft dies auf den amerikanischen Fantasy-Schriftsteller James P. Blaylock zu, der mit seinem Roman „Land der Träume“ Mitte der 80er Jahre international bekannt wurde. Auch seine darauf folgenden Romane wie „Homunculus“, „Die letzte Münze“ oder „Brunnenkinder“ bieten wunderbare Geschichten und witzige Charaktere.

1997 geschrieben, 2003 ins Deutsche übersetzt

Doch Ende der 90er Jahre hatte es ihn irgendwie geritten einen wirklich schlechten Roman abzuliefern. „Gezeiten des Winters“ ist ein Roman, bei dem man sich ständig fragt, wie ein so guter Autor einen so schlecht konzipierten Roman schreiben kann. Möglicherweise handelt es sich auch um ein Frühwerk, das er erst aufgrund seines Erfolges veröffentlichen konnte. Auf jeden Fall greift man sich immer wieder an den Kopf und denkt sich, was soll das alles?

Es geht um den Surfer Dave, der vor 15 Jahren ein 13-jähriges Mädchen vor dem Ertrinken gerettet hat. Ihre Zwillingsschwester starb jedoch bei der Rettungsaktion. Seitdem ist Daves Leben nicht mehr das, was es einmal war. Zurzeit fertigt er Kulissen für ein kleines Theater an. Als Anne, das von ihm gerettete Mädchen als junge Frau in den Ort zurückkehrt, wo das Unglück geschah, scheint auch ihre verstorbene Schwester Elinor aus dem Reich der Toten zurückgekehrt zu sein …

Klingt ja alles ganz nett. Doch Blaylock strotzt in diesem Roman nur so vor Ungereimtheiten. Das Theater wird von dem bösen Edmund geleitet, der alle Mitarbeiter nicht leiden kann und ständig etwas Gemeines im Schilde führt, um sie zu vertreiben. Da stellt man sich doch die Frage, wieso er dann überhaupt die Leitung des Theaters übernommen hat. Außerdem liest er in seiner Freizeit Bücher über schwarze Magie, was einmal erwähnt wird, danach aber keine große Rolle mehr spielt und überhaupt eine völlig überflüssige Idee ist.

Selbst die Begegnung von Anne und Dave nach 15 Jahren wirkt in dem Roman unrealistisch, was das Verhalten der jeweiligen Figuren betrifft. Ach ja, Edmund wird als jemand in den Roman eingeführt, der über den Highway fährt, um einsame Tramperinnen aufzugabeln und sie zu missbrauchen. Aber dieser Aspekt taucht danach überhaupt nicht mehr auf, so als habe Blaylock dies inzwischen wieder vergessen.

Angeblich soll es sich bei „Gezeiten des Winters“ um einen unheimlichen Roman handeln. Der Spuk Elinors jedoch taucht wie nebenbei immer wieder kurz auf, um viele Seiten lang dann keine Rolle mehr zu spielen. Stattdessen konzentriert sich der Roman an dem Konflikt zwischen Edmund und Dave bzw. den anderen Mitarbeitern, wobei Edmunds Bruder sowie sein Vater natürlich nicht glauben, dass Ed wirklich so gemein und böse ist.

Nein, dieser Roman ist, wenn man es genau nimmt, eine Beinahe-Katastrophe. Beinahe, da allein der schöne Schreibstil einen weiterlesen lässt sowie die wirklich guten Dialoge. Die Geschichte an sich jedoch ist völlig unlogisch und – auch wenn ich mich wiederhole – dermaßen schlecht umgesetzt bzw. konzipiert, dass es eigentlich nur noch ärgert.

Übrigens wurde nach diesem Roman nichts mehr von Blaylock ins Deutsche übersetzt, was schade ist, denn seine Fantasyromane sind trotz dieses Patzers lesenswert.