Fubs Fundgrube: „Maskeraden“ von Hans Flesch-Brunningen

Hans Flesch-Brunningen (1895 – 1981) bildet innerhalb der österreichischen Literatur einen Sonderstatus. Als freier Autor emigrierte er nach der Machtergreifung nach England, wo er nach einiger Zeit seine literarische Tätigkeit wieder aufnahm – dieses Mal allerdings nicht in deutscher, sondern in englischer Sprache. Im deutschsprachigen Raum geriet Flesch-Brunningen daher mehr oder weniger in Vergessenheit. Erst jetzt ist es der Edition Atelier zu verdanken, dass Hans Flesch-Brunningens Werke ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht werden.

In dem Roman „Maskerade“, der in England 1939 unter den Titeln „Masquerade“ als auch „The Blond Spider“ erschien, zeigt sich Flesch-Brunningen als erstklassiger Thrillerautor. Es geht um den Schriftsteller Martin Boldt, der zusammen mit seiner Frau Rosika das schöne Leben in Rom genießt. Im Sommer beschließen sie, der Hauptstadt den Rücken zu kehren, um in den Bergen ein wenig Abkühlung zu finden. Auf ihrer Reise allerdings drängt sich ihnen immer wieder der geheimnisvolle Deutsche Gerhart Hesmert auf. Was verbirgt Hesmert vor Boldt und Rosika? Auf jeden Fall wird Hesmert von Tag zu Tag unruhiger und die Situation bedrohlicher …

„Maskerade“ ist eine Mischung aus Noir-Krimi und (Polit-)Thriller, der einen von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Boldt hält sich selbst für unpolitisch, doch wird ihm gerade dies zum Verhängnis, als verschiedene Zeitungen seine Artikel nicht mehr drucken wollen. Mit dem wenigen Geld, das er noch hat, reist er zusammen mit Rosika durch Italien, in der Hoffnung, dass bald alles wieder besser wird.

Ihre Situation wird jedoch immer sonderbarer, da sie an eine Reihe rätselhafter Personen geraten, die ihnen anscheinend helfen wollen. Hinzu kommt eine zunehmende Spannung zwischen Rosika und Boldt, da Hesmert sich mehr und mehr an Rosika heranmacht. Boldts Frau wird dadurch als eine Art Femmes Fatales skizziert, die in keinem Noir-Thriller fehlen darf und hier eine nicht weniger rätselhafte Aura erhält.

Wer ist gut, wer böse? Wer betrügt wen? Je weiter die Handlung voranschreitet, desto beklemmender wird sie. Dadurch bekommt „Maskeraden“ eine unglaubliche Dichte, welche den gesamten Roman über anhält, verbunden mit einer knisterten Erotik, welche zwischen den Figuren herrscht. Für mich war „Maskerade“ eine großartige Entdeckung. Die zunehmende Albtraumhaftigkeit des Geschehens lässt einen nicht mehr los. Ein großartiger Krimi und ein großartiger Thriller.