The 80s: Absolute Beginners (1986)

Colin (Eddie O’Connell) und Suzette (Patsy Kensit) haben unterschiedliche Zukunftspläne. „Absolute Beginners“ (1986); © Eurovideo

Mitte der 80er Jahre hoffte die Produktionsfirma Goldcrest auf einen Erfolg. Sie stand kurz vor der Pleite. Das von Julien Temple geplante Projekt sollte die Firma vor dem finanziellen Ruin retten. Doch das Resultat hätte nicht desaströser sein können. „Absolute Beginners“, der damals der teuerste britische Film aller Zeiten war, erhielt nicht nur schlechte Kritiken, sondern floppte zudem auf ganzer Linie.

Regisseur Julien Temple floh in die USA, da man ihn für das Fiasko verantwortlich machte. Temple hatte bis dahin als Regisseur von Musikvideos und Dokumentarfilmen gearbeitet. Nach dem Megaflop „Absolute Beginners“ drehte er in Hollywood „Zebo, der Dritte, aus der Sternenmitte“ – man kann sich schon anhand des deutschen Verleihtitels zusammenreimen, welchen miesen Umsatz auch dieser Film an den Kinokassen machte.

„Absolute Beginners“ ist inzwischen mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Nur der gleichnamige Song von David Bowie erinnert im Groben und Ganzen noch daran. Doch was war das Problem an dem Film? Das Problem lag darin, dass Temple aus dem Roman von Colin McInnes einen Musikfilm machte, wobei er sich nicht entscheiden konnte, ob es sich nun um ein Musical handeln soll oder einfach nur um einen Film mit Tanzszenen.

Dennoch besitzt der Film durchaus seinen Reiz. Wir schreiben das Jahr 1958. Der Fotograf Colin gerät mitten hinein in von Investoren angestachelten Rassenunruhen. Die Unternehmer wollen aus dem Stadtviertel, in dem vor allem Bohemians und Arbeiter leben, ein Viertel für Reiche machen.

Temples Film beginnt wie ein Rausch aus Musik, Tanz und schnellen Dialogen. Ein großartiges Durcheinander, dem jedoch nach knapp 20 Minuten langsam die Puste ausgeht. Erst dann kommt die erste Gesangseinlage von Patsy Kensit, die damals mit ihrer Band Eighth Wonder großen Erfolg hatte. Ab da trudelt der Film wie eine bunte Mischung aus „Blow Up“ und Salingers „Der Fänger im Roggen“ weiter.

Trotz allem sind die Choreographien der einzelnen Tanzszenen erstklassig und auch die Optik und Farbgebung sind hervorragend. Man merkt zudem, wie viel Geld vor allem auf die wunderbaren Kulissen draufgegangen ist. Allein schon deswegen ist „Absolute Beginners“, trotz der schlechten Kritiken, sehenswert. Dennoch zieht sich der Film ein wenig, was daran liegt, dass Temple nicht mehr zurück zum Schwung des Anfangs findet. Zum Schluss versucht er sich in einer bitterbösen Satire, indem Nazis den Plan verfolgen, den Stadtteil zu übernehmen, verliert dabei aber die eigentliche Handlung völlig aus den Augen. Selbst Fans von David Bowie kommen nicht wirklich auf ihre Kosten, da dieser nur am Rande erscheint.

Es ist durchaus nachvollziehbar, weswegen „Absolute Beginners“ dermaßen floppte. Er schlägt keine Richtung wirklich ein, sondern nimmt einmal von hier und einmal von da etwas, ohne konkret zu werden. Was bleibt, sind eine Aneinanderreihung schön inszenierter, detailverliebter Szenen. Mehr aber nicht.

Die 90er: Twin Peaks – Fire walk with me (1992)

Lüften Laura Palmer (Sheryl Lee) und Specialagent Cooper (Kyle McLachlan) das Geheimnis? „Twin Peaks – Fire walk with me“ (1992); © Mk2; Arthouse

Trotz des Erfolgs der TV-Serie „Twin Peaks“ (1991 – 1992). floppte der Spielfilm, den David Lynch nachschob. Bei den damaligen Filmfestspielen in Cannes wurde „Twin Peaks – Fire walk with me“ von Kritikern ausgebuht. Aber nicht nur die schlechten Kritiken verhagelten David Lynch den gewünschten Erfolg, sondern auch die Fans der Serie, da für sie der Spielfilm nicht im Einklang mit dieser stand.

In der Tat ging bereits bei der Produktion vieles durcheinander, da manche Schauspieler der Serie nicht mitspielen wollten. Kyle McLachlan sagte zunächst ab, um später dann doch wieder zuzusagen. Das Drehbuch wurde also nochmals schnell umgeschrieben, um doch noch Platz für Specialagent Cooper zu schaffen.

„Twin Peaks – Fire walk with me“, der damals in den deutschen Kinos unter dem Titel „Twin Peaks – Der Film“ lief, ist das Prequel zur Serie, in dem erzählt wird, wie es zu dem Mord an Laura Palmer, der wohl berühmtesten Toten der Film- und TV-Geschichte, kam. Beschäftigt sich die erste halbe Stunde mit einem mysteriösen Kriminalfall, der in der Serie immer mal wieder angesprochen wurde: dem Mord an Teresa Banks, so kann der restliche Film als eine Mischung aus Drama und Mystery-Thriller bezeichnet werden. Hier geht es konkret um Laura Palmas zwielichtiges Leben, ihre Drogenabhängigkeit und ihre heimliche Tätigkeit als Prostituierte.

Zuschauer, die die Serie nicht kennen, werden die Handlung des Films wahrscheinlich nicht wirklich nachvollziehen können, zu stark konzentriert sich Lynch hier auf Aspekte der beiden vorangegangenen Staffeln. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, einen von der Serie relativ unabhängigen Film zu schaffen, so aber verliert er sich in Anspielungen, ohne dabei etwas konkret Neues zu liefern.

Waren die damaligen Kritiken durch die Bank weg vernichtend, so bewerten heutige Filmexperten „Twin Peaks – Fire walk with me“ als kleines Meisterwerk. Dies ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber was stimmt, ist, dass der Film weitaus besser ist als die damaligen Kritiker behaupteten. Vor allem das Spiel mit den subtilen, surrealen Aspekten, die auf ein kosmisches Grauen hinweisen, die aber gleichzeitig Merkmale von Laura Palmers psychischen Zustand sein könnten, ist sehr gut umgesetzt.

Auf diese Weise kann man David Lynch‘ Film auf zwei Arten sehen: als das Drama um eine junge Frau, die von ihrem Vater missbraucht wird und sich in Drogen flüchtet, oder als mysteriösen Thriller, in dem es um eine junge Frau geht, die von einem unheimlichen Dämon heimgesucht wird. Beide Ebenen verschmelzen zu einer einzigen und geben dadurch den Themen Unsicherheit, Angst und zerstörte Familienverhältnisse einen doppelten Boden.

Im Gegensatz zur USA, Deutschland (wo auch schon die Serie einen eher geringen Erfolg erzielt hatte) und anderen westlichen Ländern, geriet der Film in Japan zu einem Überraschungserfolg. „Twin Peaks“ wurde vor allem von Frauen gesehen, die von der Figur Laura Palmer bestürzt und zugleich begeistert waren, sahen sie doch darin ein Symbol für die damals aufkommende neue Emanzipationsbewegung.

Erschienen: „Kalter Hauch“ von Carl Denning

Nach dem überaus spannenden Horrorthriller „Hexensabbat“ zieht es den bekannten Horrorautor Carl Denning in seinem Roman „Kalter Hauch“ zu leisen, aber nich weniger intensiven Tönen. Den Roman hat der bekannte Horrorautor bereits vor sechs Jahren geschrieben. Nun liegt eine überarbeitete Ausgabe vor.

Es geht um den Bestsellerautor Jo Peterson, der sich auf einmal inmitten eines Albtraums befindet. Sein Literaturagent wurde brutal ermordet und seine Frau Laura erhält plötzlich genauso bizarre wie obszöne Briefe. Die Ermittlungen der Polizei führen rasch zu einem Verdächtigen: Jo selbst. Laura kann dies zunächst nicht glauben. Doch nach und nach kommt ihr Jos Verhalten immer unheimlicher vor. Ist Jo etwa ein Psychopath? Die Antwort ist weitaus entsetzlicher …

Wie alle anderen Romane Carl Dennings, so zieht auch „Kalter Hauch“ den Leser von Anfang an in seinen Bann. Das Grauen steigert sich dabei nach und nach. Dabei funktioniert der Roman auf zwei Ebenen: zum einen als eine Geschichte um eine bittere Ehekrise, zum anderen als ein düsterer, durchaus verstörender Mystery-Thriller. Die Figuren erscheinen dabei fast schon dreidimensional, mit einer solchen Lebendigkeit beschreibt sie Denning.

„Kalter Hauch“ ist ein Roman, wie er nicht besser in die dunkle Jahreszeit passen könnte. Man lehnt sich zurück und genießt den sanften Schauer, den die unheimliche Geschichte in einem auslöst.