Mitte der 80er Jahre hoffte die Produktionsfirma Goldcrest auf einen Erfolg. Sie stand kurz vor der Pleite. Das von Julien Temple geplante Projekt sollte die Firma vor dem finanziellen Ruin retten. Doch das Resultat hätte nicht desaströser sein können. „Absolute Beginners“, der damals der teuerste britische Film aller Zeiten war, erhielt nicht nur schlechte Kritiken, sondern floppte zudem auf ganzer Linie.
Regisseur Julien Temple floh in die USA, da man ihn für das Fiasko verantwortlich machte. Temple hatte bis dahin als Regisseur von Musikvideos und Dokumentarfilmen gearbeitet. Nach dem Megaflop „Absolute Beginners“ drehte er in Hollywood „Zebo, der Dritte, aus der Sternenmitte“ – man kann sich schon anhand des deutschen Verleihtitels zusammenreimen, welchen miesen Umsatz auch dieser Film an den Kinokassen machte.
„Absolute Beginners“ ist inzwischen mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Nur der gleichnamige Song von David Bowie erinnert im Groben und Ganzen noch daran. Doch was war das Problem an dem Film? Das Problem lag darin, dass Temple aus dem Roman von Colin McInnes einen Musikfilm machte, wobei er sich nicht entscheiden konnte, ob es sich nun um ein Musical handeln soll oder einfach nur um einen Film mit Tanzszenen.
Dennoch besitzt der Film durchaus seinen Reiz. Wir schreiben das Jahr 1958. Der Fotograf Colin gerät mitten hinein in von Investoren angestachelten Rassenunruhen. Die Unternehmer wollen aus dem Stadtviertel, in dem vor allem Bohemians und Arbeiter leben, ein Viertel für Reiche machen.
Temples Film beginnt wie ein Rausch aus Musik, Tanz und schnellen Dialogen. Ein großartiges Durcheinander, dem jedoch nach knapp 20 Minuten langsam die Puste ausgeht. Erst dann kommt die erste Gesangseinlage von Patsy Kensit, die damals mit ihrer Band Eighth Wonder großen Erfolg hatte. Ab da trudelt der Film wie eine bunte Mischung aus „Blow Up“ und Salingers „Der Fänger im Roggen“ weiter.
Trotz allem sind die Choreographien der einzelnen Tanzszenen erstklassig und auch die Optik und Farbgebung sind hervorragend. Man merkt zudem, wie viel Geld vor allem auf die wunderbaren Kulissen draufgegangen ist. Allein schon deswegen ist „Absolute Beginners“, trotz der schlechten Kritiken, sehenswert. Dennoch zieht sich der Film ein wenig, was daran liegt, dass Temple nicht mehr zurück zum Schwung des Anfangs findet. Zum Schluss versucht er sich in einer bitterbösen Satire, indem Nazis den Plan verfolgen, den Stadtteil zu übernehmen, verliert dabei aber die eigentliche Handlung völlig aus den Augen. Selbst Fans von David Bowie kommen nicht wirklich auf ihre Kosten, da dieser nur am Rande erscheint.
Es ist durchaus nachvollziehbar, weswegen „Absolute Beginners“ dermaßen floppte. Er schlägt keine Richtung wirklich ein, sondern nimmt einmal von hier und einmal von da etwas, ohne konkret zu werden. Was bleibt, sind eine Aneinanderreihung schön inszenierter, detailverliebter Szenen. Mehr aber nicht.