Erst zögerlich, doch seit etwa 2005 verstärkt kommen wissenschaftliche Abhandlungen auf dem Markt, die sich mit Horrorfilmen auseinandersetzen. Bereits in den 70er Jahren tauchten die ersten Untersuchungen über Horrorfilme auf, allen voran sei hier Robin Wood zu nennen, der als einer der ersten versuchte, Horrorfilme zu kategorisieren. All dies vollzog und vollzieht sich in den USA, aber auch teilweise in England.
Die Untersuchungen stammen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Geschichte, Theologie, Wirtschaftswissenschaften, Soziologie oder Kulturwissenschaften. Das heißt allerdings nicht, dass alle Untersuchungen interessante und nachprüfbare Informationen liefern. Vor allem bei den Kulturwissenschaften entsteht hierbei erheblicher Murks, da viele der Untersuchungen keine Belege liefern für das, was sie versuchen zu beweisen. In früheren Beiträgen auf dem Blog sind wir bereits darauf eingegangen. Hier soll nur als Beispiel nochmals Stefan Hantkes Buch „American Horror Film“ erwähnt werden, dessen enthaltene Beiträge bis auf einen einzigen fehlerhaft bis hin zu nichtssagend sind. Davon ist auch Hantkes Vorwort nicht verschont. Zum anderen betrifft dies die sogenannten Gender Studies, deren Untersuchungen zum großen Teil ebenfalls mit Fehlern behaftet sind. Auch darüber haben wir bereits in einem früheren Blog-Beitrag berichtet. Ganz schlimm wird es aber bei dem neu herausgegebenen wissenschaftlichen Klassiker „Men, Women and Chainsaws“ von Carol J. Clover (zum ersten Mal 1992 erschienen), die in ihrem ganzen Buch nichts anderes macht, als herumzuzicken. Nicht einmal Stephen King kommt mit einem blauen Auge davon. Manchmal fragt man sich, ob Carol Clover selbst nicht gemerkt hat, wie lächerlich sie sich dabei macht. Nun, den Gender Studies-Betreibern scheint dies zu gefallen. Dann gönnen wir ihnen halt den Spaß, aber dennoch – objektiv betrachtet – taugt das nicht viel.
Interessant allerdings wird es bei Untersuchungen, die die wirtschaftlichen Aspekte des Filmemachens berücksichtigen und versuchen, aus dieser Perspektive zu erklären, wie es zu bestimmen Produktionen und Genres gekommen ist. Die Untersuchungen sind stark historisch geprägt und liefern sehr spannende Ergebnisse, die durch Zahlen, Interviews und konkrete Quellen belegt werden. Also all das, wovor sich Kulturwissenschaftler beim Thema Film scheuen. Allen voran sei hier Kevin Heffernan zu nennen, der sich in seinem Buch „Ghouls, Gimmicks, and Gold“ mit dem (Horror-)Filmgeschäft der 50er und 60er Jahre beschäftigt und kürzlich in einem Artikel („Risen from the Vaults“) auf die Veränderungen nach 2000 eingegangen ist. Auch der Sammelband „Merchants of Menace“ (herausgegeben von Richard Nowell) liefert zu diesem Thema sehr interessante Beiträge. Nicht weniger interessant ist die soziologische Untersuchung über die Darstellung der Schwarzen in Horrorfilmen von Robin Coleman mit dem Titel „Horror Noire“. Er deckt den kompletten Zeitraum der Filmgeschichte vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in unsere Zeit ab.
Und in Deutschland? Hier sieht es – wie immer – mehr als nur armselig aus. Deutsche Soziologen, Kulturwissenschaftler usw. trauen sich weder an das Thema Film und schon gar nicht an das Thema Horrorfilm heran. Das Horrorgenre wird hier noch immer als trivial und lächerlich empfunden. Was hier auf den Markt kommt, sind in der Regel Doktorarbeiten. Aus dem kulturwissenschaftlichen Bereich. Und daher … aber das wisst ihr jetzt schon. :) Auf jeden Fall ist dieses Scheuklappendenken nicht nachzuvollziehen und spiegelt wohl eher eine gewisse Arroganz wider. Selbst Schuld, kann man da nur sagen. Denn die Forschung vor allem in den USA schreitet zügig voran.