FuB glotzt: Reptile (2023)

Regisseur Grant Singer drehte bisher vor allem Musikvideos und Dokumentationen. Mit „Reptile“ legt er seinen ersten Spielfilm vor, zu dem er auch das Drehbuch schrieb (in Zusammenarbeit mit Benjamin Brewer und Benicio del Toro). Der Kriminalfilm erfindet das Rad mit Sicherheit nicht neu, dennoch ist Singers Spielfilm-Debut absolut sehenswert.

Es geht um Detective Nichols, der dem Mord an einer Immobilienmaklerin nachgeht. Dabei stößt er auf mehr und mehr Ungereimtheiten …

Wovon der Film lebt, sind zum einen die erstklassigen Schauspieler und zum anderen die äußerst dichte Atmosphäre. Benicio del Toros Darstellung von Nichols ist ein wahrer Genuss. Er spielt den übermüdeten Detective dermaßen überzeugend, dass man meint, er sei tatsächlich Polizeibeamter. Dasselbe aber gilt auch für die verschiedenen Nebendarsteller (hierbei ist vor allem Domenick Lombardozzi als Detective Wally zu erwähnen), die auf großartige Weise raue (Dorf-)Polizisten mimen.

Singer spielt dabei mit Großaufnahmen wie man sie eigentlich nur aus den Klassikern des Noir-Films kennt, wodurch sein Debut einen speziellen Touch erhält, der zeigt, dass Filmkunst in der heutigen Ära immer noch möglich ist. Man merkt, dass keiner der Produzenten Singer ins Handwerk pfuschte, sondern er seinen Film so drehen konnte wie er wollte. Zugleich merkt man aber auch Singers Herkunft aus der Musikvideobranche, ist „Reptile“ doch bespickt mit vielen sehr kurzen Sequenzen. Singer lässt diese kurzen Szenen jedoch nicht für sich stehen, sondern verbindet diese stets mit Andeutungen, sodass alles wie ein Puzzle wirkt, das sich mehr und mehr zusammensetzt.

Für mich gehört „Reptile“ zu den besten Filmen, die in diesem Jahr erschienen sind. Auch wenn die Handlung teilweise vorhersehbar ist, so steigert sich die Spannung dennoch bis zum Schluss, da man letztendlich doch nicht weiß, was mit Nichols und seiner Frau passieren wird. Und natürlich darf man die großartige Optik des Films nicht unerwähnt lassen, die nicht nur in den Großaufnahmen der Gesichter auf klassische Weise zur Geltung kommt (mit kleinem Filmfehler: man achte stets auf del Toros Ohrring), sondern ebenso bei allen anderen Sequenzen. Kurz: großartig. – Zu sehen gibt es den Film auf Netflix.

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