„Ich fand Sinclair Lewis einfach unattraktiv“ – Fay Wray und die Schriftsteller

Fay Wray

Obwohl Fay Wray in über 70 Filmen mitspielte, wurde nur ein einziger davon weltberühmt: King Kong. Hollywood versuchte, sie zusammen mit Gary Cooper als Traumpaar zu vermarkten, aber das misslang. Überhaupt konnte Fay Wray mit ihren Schauspielerkollegen nichts anfangen. In einem ihrer letzten Interviews bemerkte sie, dass diese zwar alle wirklich gut aussahen, sie aber mit ihnen über nichts reden konnte. Dabei meinte sie vor allem intellektuelle Gespräche und nicht belangloses Geschwafel über Autos oder Golf.

Sinclair Lewis

Schon immer hatte es sie daher zu Drehbuchautoren und Schriftstellern hingezogen und immer wieder besuchte sie die Intellektuellenzirkel in New York, wo sie viele Bewunderer hatte und für nicht wenige als Muse galt. Besonders hatte es Sinclair Lewis (1885 – 1951) erwischt. Er hatte sich Hals über Kopf in Fay verliebt. Er schrieb ihr fast täglich Briefe und Gedichte, die sie alle unbewantwortet ließ. Dennoch hielt ihn dies nicht davon ab, es weiter zu versuchen. In ihrer Autobiographie verriet sie, dass sie all seine Briefe und Gedichte aufgehoben habe. Und sie erwähnte auch, weswegen sie mit dem späteren Literaturnobelpreisträger keine Beziehung hatte eingehen wollen: „Ich fand Sinclair Lewis einfach unattraktiv.“

Zusammen schrieben sie das Theaterstück Angela is twentytwo (1938), das zwar von Kritikern verrissen, aber vom Publikum geliebt und 1944 sogar verfilmt wurde. Ich persönlich glaube, dass Sinclair Lewis ihr insgeheim ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Dies in seinem Roman Babbitt. Und zwar in der Figur Tanis Judique, einer Intellektuellen, in die sich Babbitt verliebt und mit der in der New Yorker Boheme verkehrt.

John Monk Saunders

Vielleicht aber hielt sich Fay auch daher von ihm fern, da sie bereits von seinen Alkoholproblemen ahnte. In dieser Hinsicht hatte sie mit ihrem ersten Ehemann, dem Drehbuchautor John Monk Saunders (1897 – 1940) ebenfalls kein Glück. Ja, das Ende ihrer Ehe wurde zu einer wahren Katastrophe, vergleichbar mit einer Szene aus einem Thriller.

Saunders war ein viel beschäftigter Mann, der neben Drehbüchern auch Theaterstücke und Romane schrieb und hin und wieder auch als Regisseur tätig war. Fay Wray und John Saunders heirateten 1928, die Ehe hielt 12 Jahre. So lange, bis Saunders ihr, während sie schlief, einen Drogencocktail spritzte, das Haus und die Möbel verkaufte, ihr ganzes Geld (500 000 Dollar) mitnahm und schließlich mit ihrer gemeinsamen Tochter floh. Saunders war schwerst alkoholabhängig und brachte sich 1940, ein Jahr nach der Scheidung, um.

Clifford Odets

Clifford Odets (1906 – 1963) spielte ebenfalls eine wichtige Rolle in Fays Leben. Er war einer der bekanntesten Stückeschreiber der 30er Jahre, der als einer der ersten den Straßenslang auf die Bühne brachte (im Kino sollte dies erst 1971 durch den Film Shaft passieren). Auch schrieb er das Drehbuch zu dem Noir-Klassiker Dein Leben in meiner Hand (1957). Zwar heirateten sie nicht, doch lebten sie in einer offenen Beziehung zusammen. Es lag an Odets selbst, dass es zu keiner Heirat kam. Fay Wray erzählte später, dass er befürchtete, sich nicht mehr voll und ganz auf seine Arbeit konzentrieren zu können. Dennoch blieben beide für mehrere Jahre zusammen. Für Fay schien Odets der Mann gewesen zu sein, nur so ist ihre Beziehung mit ihm zu erklären, die trotz seiner Lebenseinstellung so lange hielt.

John Riskin

Fay Wray schrieb in ihrer Autobiographie, dass Clifford Odets ihr späteres Leben stark geprägt habe. Von da an nahm sie die Dinge anders wahr als zuvor. Sie heiratete 1942 den Drehbuchautor und Schriftsteller John Riskin (1897 – 1955), der mehrere Oscarnominierung erhielt und schließlich für die Komödie Es geschah in einer Nacht (1934) den Oscar gewann. Riskin verdankte seine Erfolge vor allem der Zusammenarbeit mit dem Regisseur Frank Capra, der zu den bekanntesten Filmemachern jener zählt gehörte. Riskin starb 1955 an den Folgen eines Schlaganfalls.

Fay Wray

1988 verfasste Fay Wray im Alter von 81 Jahren ihre Autobiographie On The Other Hand: A Life Story – ohne Zuhilfenahme eines Ghostwriters. Im Scherz sagte sie immer wieder, dass es in ihrem Leben eigentlich nur einen einzigen Mann gab: King Kong. „Ich bewundere dich: Du hast nur einen Film gemacht und bist damit bis heute weltberühmt. Ich habe 70 Filme gemacht, von denen nur ein einziger bis heute bekannt ist.“ Fay Wray starb 2004 im Alter von 96 Jahren.