Was sich bewährt hat – Interessantes über vergangene Lebenswelten

wassichbewährhatDer Buchtitel täuscht. „Was sich bewährt hat – Begegnung mit alter Lebensweisheit“ ist kein weiteres Ratgeberbuch für Leute, die sich zu gestresst vorkommen. Die Historikerin Inge Friedl liefert mit ihrem neuesten Buch detaillierte Einblicke in vergangene Lebenswelten. Die Informationen darüber sammelte sie u. a. durch das Führen von Interviews mit älteren Leuten. Dabei ging sie der Frage nach, was die heutige Zeit von der damaligen unterscheidet.

Aus den Antworten, die sie erhielt, verfasste sie ein sehr faszinierendes und zugleich überaus unterhaltsames Sachbuch, das sich mit der Welt unserer Großeltern beschäftigt. Inge Friedl hebt keineswegs den mahnenden Zeigefinger, um das soziale Handeln von heute zu kritisieren. Ihr geht es darum, einen genauen Blick in die Vergangenheit, d. h. in die Zeit bis ca. 1960 zu werfen. Im Zentrum ihres Interesses stehen dabei die Dorfgemeinschaften und das alltägliche Leben auf dem Land.

Sie beschäftigt sich u. a. mit den Aspekten der Zeit, dem Feierabend, mit dem Thema Zufriedenheit, Gemeinschaft oder auch mit dem Thema Essen. Sie zeigt auf, wie die Menschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihr Leben eingeteilt haben, wie die Kirchturmuhr tatsächlich das Leben bestimmt hat oder welche Rolle damals die Gemeinschaft im Leben jedes Einzelnen spielte. Auch das Essen mit den damit verbundenen Ritualen, die in heutiger Zeit mehr und mehr wegfallen, greift Inge Friedl auf. Sie behauptet nicht, dass früher alles besser gewesen sei. Ihre Untersuchung möchte vielmehr das Leben der damaligen Zeit rekonstruieren, wobei sie auch dem Leser ein paar Gedanken mit auf dem Weg gibt. Zum Beispiel dann, wenn es um das Thema Müll geht oder auch um das Thema Sterben, das in unserer Gesellschaft zu einem Tabuthema geworden ist.

Insgesamt beschäftigt sie sich mit 14 verschiedenen Merkmalen, unterscheidet diese mit den jeweiligen heutigen Zuständen und geht dann detailliert auf die damaligen Verhaltensweisen ein. Inge Friedl gelang dadurch ein witziges, teils nachdenkliches und vor allem lehrreiches Buch, das man gerne liest.